Baum der Freundschaft ist gewachsen

Deutschland/Frankreich Baum der Freundschaft ist gewachsen

Die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Élysée-Vertrags haben für Bundeskanzlerin Angela Merkel mit vielen Fragen und noch mehr Gästen begonnen. Gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande diskutierte sie im Kanzleramt mit rund 200 Jugendlichen aus Deutschland und Frankreich.

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Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Hollande

Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Hollande während der Diskussion im Kanzleramt

Foto: Bundesregierung/Denzel

"Wir sind stolz, Sie zu Gast zu haben", sagte die Bundeskanzlerin zur Begrüßung und hob die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft hervor. Ohne diese wäre die deutsche Einheit nicht möglich gewesen, so die Kanzlerin.

Merkel erinnerte auch an den ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Dieser hatte die deutsch-französische Freundschaft mit einem Baum verglichen, für dessen Pflanzung erst ein Gelände voller Leid geräumt werden müsste.

"Heute können wir sagen, dass daraus ein Baum der deutsch-französischen Freundschaft geworden ist", sagte die Kanzlerin. "Und das ist alles andere als selbstverständlich." Hollande würdigte die Beziehung beider Länder mit den Worten: "Man ist nicht einfach so Freund, man wird Freund."

Aber an diesem Abend sollten nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft des deutsch-französischen Verhältnisses und seine Bedeutung für junge Menschen im Mittelpunkt stehen.

Das Deutsch-Französische Jugendwerk organisiert vom 19. bis 23. Januar 2013 in Berlin ein Jugendforum mit rund 200 jungen Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren. Die Diskussion mit Merkel und Hollande war ein Programmpunkt des Forums.

Was junge Europäer bewegt

Die Themen, für die die jungen Europäer sich interessierten, waren breit gefächert: Bildung, Jugendarbeitslosigkeit, Verteidigungspolitik, europäische Visionen und mehr.

Video 50 Jahre Élysée-Vertrag – Diskussion im Kanzleramt

In Bezug auf die Bildungspolitik verwies die Bundeskanzlerin auf das erfolgreiche Erasmus-Programm, das den Austausch europäischer Studenten ermöglicht. Gemeinsam mit Hollande sprach sie sich dafür aus, dass die Mittel für das Programm bei den anstehenden Verhandlungen über den EU-Finanzrahmen bis 2020 nicht gekürzt werden. Die Kanzlerin sagte auch, dass die Austauschmöglichkeiten für Facharbeiter in Europa noch verbessert werden sollten.

Hohe Erwartungen an Mobilität

Die Bundeskanzlerin machte deutlich, dass sie sich den hohen Anforderungen bewusst ist, denen junge Menschen sich ausgesetzt sehen. Zwar hätten diese heute in Europa größere Chancen als vor 50 Jahren. Auf der anderen Seite seien aber auch die Erwartungen an die Mobilität junger Leute heute höher.

Urschrift des Élysée-Vertrags

Grund für die Feierlichkeiten: der Élysée-Vertrag

Foto: Bundesregierung

Auf eine gemeinsame Verteidigungspolitik angesprochen, betonten Präsident Hollande und Bundeskanzlerin Merkel die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit. Europa komme hier zu langsam voran, so Hollande. Er bedankte sich für Deutschlands logistische Unterstützung beim Einsatz in Mali.

Merkel sagte, es sei anachronistisch, in der Außen- und Verteidigungspolitik nicht enger zusammenzuarbeiten. Eines sei wichtig: "dass wir uns nicht im Stich lassen. Wir sind Partner."

Selbstbewusstes EU-Parlament

Auch die Rolle des EU-Parlaments war Gegenstand von Fragen. Die Bundeskanzlerin würdigte dessen Bedeutung und sprach die Herausforderungen im Zusammenspiel zwischen den nationalen Volksvertretungen und dem europäischen Parlament an. Dieses sei "sehr viel selbstbewusster" und habe mehr Macht als noch vor Jahren.

Bezüglich der europäischen Schuldenkrise sagte Merkel, man habe sich seit langem nicht so intensiv mit den Verhältnissen in anderen Ländern befasst wie jetzt. So sei die Krise auch eine Chance, "sich besser zu verstehen und näher kennen zu lernen".

Stolz auf das Erreichte

Am Ende der rund 90 Minuten zogen die Bundeskanzlerin und Hollande ein sehr positives Fazit des Gespräches. Der französische Präsident forderte die Europäer auf, gemeinsam auf Europa und das Erreichte stolz zu sein.

Merkel sagte: "Man sieht, wofür wir arbeiten." Der direkte Kontakt sei immer wieder wichtig, um zu erfahren, was junge Menschen bewegt.

Deutsch-französischer Motor in Europa

Auch am Französischen Gymnasium in Berlin sprachen junge Leute über den deutsch-französischen Beitrag zur Weiterentwicklung der Europäischen Integration. Schülerinnen und Schüler diskutierten mit der französischen Staatsministerin Hélène Conway-Mouret, der Berliner Staatssekretärin Hella Dunger-Löper und dem Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerkes, Markus Ingenlath.

Alle waren sich darin einig, dass die exzellenten deutsch-französischen Beziehungen auch heute noch der treibende Motor für Fortschritte in Europa sind. Die Veranstaltung war der Abschluss einer 25-teiligen Seminarreihe der Deutschen Gesellschaft e.V. unter dem Titel "Chance Élysée - Wie läuft der deutsch-französische Motor heute?". Das Bundespresseamt hat diese Reihe unterstützt.