Arbeitsmarkt behauptet sich in schwieriger Zeit

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sieht den Arbeitsmarkt "leicht schwächer, aber stabil". Zwar stieg die Zahl der Erwerbstätigen im September gegenüber dem Vorjahr um 322.000 auf 41,85 Millionen. Allerdings wird der Vorjahresabstand kleiner. 29,13 Millionen Menschen gingen im August einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Das waren 472.000 mehr als im Vorjahr. Zuwächse gab es vor allem in den Wirtschaftlichen Dienstleistungen (ohne Zeitarbeit) und im Verarbeitenden Gewerbe.

Die Arbeitslosigkeit ist von September zum Oktober um 35.000 auf 2,753 Millionen zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote lag im Oktober wie bereits im September bei 6,5 Prozent. Bereinigt man die Zahlen durch saisonale Effekte (also überproportional Einstellungen im Saisongeschäft, zum Beispiel in der Gastronomie), ist die Arbeitslosigkeit im Vormonatsvergleich daher um 20.000 gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr waren 16.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet.

Arbeitslosenzahlen im Oktober seit 2005

Foto: Bundesregierung

Weder von der Leyen noch der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sehen Anzeichen für eine Trendwende am Arbeitsmarkt. Von der Leyen: "Wir sehen eine Seitwärtsbewegung. Der deutsche Arbeitsmarkt behauptet sich in einer zunehmend unsicheren Lage."

Die Zahl der Arbeitslosengeldempfänger ist bereinigt um saisonale Einflüsse gestiegen. Im Oktober erhielten 783.000 Menschen Arbeitslosengeld. Das sind 65.000 mehr als im Vorjahresmonat.

Hingegen gibt es weniger Bezieher von Arbeitslosengeld II. Die hochgerechnete Zahl der Arbeitslosengeld II-Empfänger ist im Oktober gegenüber dem Vormonat um 39.000 auf 4.346.000 gesunken. Saisonbereinigt entspricht dies erneut einem Rückgang um 11.000, nach den Rückgängen von 8.000 im September und 4.000 im August. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der Arbeitslosengeld II-Bezieher im Oktober um 128.000 abgenommen (minus 3 Prozent). Im September hatte sich die Zahl um 133.000 (minus 3 Prozent) und im August um 156.000 (minus 3 Prozent) reduziert.

Arbeitskräftenachfrage rückläufig, aber auf hohem Niveau

Von der Leyen stellte fest, die Unternehmen würden zwar abwarten beim Einstellen neuer Mitarbeiter. Sie hielten jedoch an ihren bewährten Fachkräften fest. Im Oktober zählte die Bundesagentur für Arbeit 468.000 freie Stellen, 32.000 weniger als vor einem Jahr. Besonders gesucht sind Fachleute in den Bereichen Mechatronik, Elektro, Metall, Maschinen-/ Fahrzeugbau, Logistik, Handel und Gesundheit.

Kurzarbeit wird intensiv beobachtet

Mit Blick auf das Thema Kurzarbeit erklärte die Bundesarbeitsministerin: "Wir beobachten genau, wo die Kurzarbeit krisenbedingt ist und wo es sich um natürliche Bereinigungsprozesse handelt." Dafür habe sie im Arbeitsministerium seit zwei Monaten eine spezielle Beobachtungsstelle eingerichtet.

Derzeit sind allerdings keine Anzeichen für krisenbedingte Kurzarbeit zu verzeichnen. 39.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhielten nach vorläufigen Daten im August 2012 Kurzarbeitergeld. Das waren 5.000 weniger als im Juli und 20.000 weniger als vor einem Jahr.

Die Bundesagentur für Arbeit erwartet im Oktober bis zu 45.000 Anträge auf Kurzarbeit, nach 43.000 Anträgen im September und 21.000 im August.

Im Vergleich: Zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008 gab es 1,4 Millionen Kurzarbeiter. Damals wurden Erleichterungen für Unternehmen in der Kurzarbeit von der Bundesregierung geschaffen. Von der Leyen kündigte an, über ein flexibleres Instrumentarium nachzudenken. Momentan sei es so, dass drei bis vier Gesetze in solchen Fällen geändert werden müssten. Das sei, wenn man schnell reagieren müsse, zu aufwendig und langwierig.