Enge Zusammenarbeit wichtiger denn je

Premierministerin May in Berlin Enge Zusammenarbeit wichtiger denn je

Das Brexit-Votum der britischen Wähler solle keinen Einfluss auf die guten bilateralen Beziehungen haben. Das betonte Kanzlerin Merkel beim Antrittsbesuch der britischen Premierministerin May in Berlin. Die Regierungschefinnen sprachen auch über den internationalen Terror und die Lage in der Türkei.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel empfängt Großbritanniens Premierministerin Theresa May mit militärischen Ehren im Kanzleramt.

Antrittsbesuch in Berlin: die neue britische Premierministerin May wird von Kanzlerin Merkel empfangen.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Nach dem Empfang mit militärischen Ehren und einem ersten Meinungsaustausch äußerten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die neue Premierministerin Theresa May vor der Presse positiv über ihr Gespräch. Es sei in freundschaftlicher und konstruktiver Atmosphäre verlaufen. "Ich freue mich sehr, dass die Premierministerin Theresa May so früh nach Beginn ihrer Amtszeit heute nach Berlin gekommen ist und ich sie begrüßen kann", sagte Merkel. "Ich glaube, das ist ein Zeichen der Verbundenheit unserer beiden Länder."

Theresa May (geb. 1956) wurde am 13. Juli 2016 von der Konservativen Partei in Großbritannien als neue Parteivorsitzende und Nachfolgerin von Premierminister David Cameron bestimmt. Dieser war im Zuge des negativen Ergebnisses der Abstimmung vom 23. Juni über einen Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union zurückgetreten.

Der "Brexit" und die Folgen

Merkel und May erläuterten ihre unterschiedlichen Auffassungen über das weitere Vorgehen nach der Wählerentscheidung über einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die Kanzlerin wiederholte ihre Einschätzung, dass das britische Referendum einen tiefen Einschnitt in die Geschichte der EU darstelle. Europa müsse sich jetzt intensiv mit den Folgen dieses Schrittes für die EU auseinandersetzen.

Gleichzeitig müsse das Vereinigte Königreich sich klar darüber werden, wie es seine künftigen Beziehungen zum Kontinent und zu den übrigen 27 EU-Mitgliedsstaaten gestalten wolle. Die Entscheidung der Briten für einen Austritt sei gefallen, nun müsse auch entsprechend Artikel 50 EU-Vertrag gehandelt werden. Merkel bekräftigte, dass die Verhandlungen erst nach einem Antrag Londons beginnen könnten. "Es ist in unser aller Interesse, wenn Großbritannien den Austritt mit einer sehr gut definierten Verhandlungsposition beantragt."

Niemand wolle eine Hängepartie, vielmehr müssten es parallele Prozesse sein, so Merkel, denn: "Man kann nicht erst alle Bindungen kappen, um anschließend in einem weiteren langwierigen Verhandlungsprozess zu schauen, welche Verbindungen man eingeht."

Video Presseunterrichtung der Kanzlerin mit der britischen Premierministerin May

Gemeinsamkeiten stärken

Angesichts der zahlreichen weltpolitischen Probleme, Krisen und Bedrohungen komme es aber darauf an, die intensiven politischen Beziehungen zu den britischen Partnern weiter auszubauen, betonte die Kanzlerin. Deutschland und Großbritannien würden künftig auf anderen gemeinsamen Ebenen - in der Nato wie bei G20 und G7 - ihre gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit fortsetzen.

"Wir wollen unabhängig von diesem Prozess des Verlassens der EU natürlich auch unsere bilateralen Beziehungen, auch im Bereich der Wirtschaft und des Handels, fortsetzen und womöglich auch weiter vertiefen", so die Kanzlerin vor der Presse. Dies sei "im gemeinsamen Interesse". Alle Fragen und Ereignisse, auch solche, "die wir gar nicht selbst in der Hand haben, sondern mit denen wir uns befassen müssen", werde Deutschland mit Großbritannien besprechen.

Merkel hatte bereits in ihrem Glückwunschschreiben an May zu deren Amtsantritt hervorgehoben: "Es ist mir ein persönliches Anliegen, die lange und vertrauensvolle Partnerschaft zwischen unseren beiden Ländern fortzuführen und weiter zu vertiefen." Gemeinsam mit der Premierministerin wolle sie "die außenpolitische Zusammenarbeit gut voranbringen, so wie wir es in der Zusammenarbeit mit Großbritannien immer getan haben."