Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel im Rahmen des Besuchs beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie im Astronautenzentrum der European Space Agency (esa) am 18. Mai 2016

Im Wortlaut Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel im Rahmen des Besuchs beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie im Astronautenzentrum der European Space Agency (esa) am 18. Mai 2016

in Köln

  • Mitschrift Pressekonferenz
  • Mittwoch, 18. Mai 2016

Herzlichen Glückwunsch an Alexander Gerst und zu der weisen Entscheidung der esa und des Generaldirektors! Wir freuen uns natürlich, weil wir alle Alexander Gerst als einen wirklichen Botschafter aus dem All kennengelernt haben, der mit allen Versuchungen der modernen Medien gearbeitet hat, um uns möglichst nahe zu bringen, auf welchem wundervollen Kontinent wir leben und was für ein verletzliches Gebilde die Erde ist.

Deshalb freut es mich auch, heute hier bei der DLR und bei einem Stück esa zu sein und hier auch andere Kollegen von Herrn Gerst kennenzulernen, die weltumspannend zusammenarbeiten. Man kann trotz aller politischen Konflikte, die wir zu überwinden haben, sagen: Raumfahrt verbindet, und zwar nicht nur Europa, sondern eben auch viele Länder der Welt, und sie übt auf die Menschen eine Faszination aus. Vielleicht werden wir etwas vorsichtiger im Umgang mit der Erde, wenn wir daran denken, was für ein besonderes Gebilde sie im weiten Weltraum ist.

Ich freue mich, dass ich heute hier sein konnte. Das DLR steht für ein gutes Stück deutscher Wissenschaft und Ingenieurkunst. Ich möchte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vielleicht auch an den anderen Standorten Kunde des heutigen Besuchs bekommen haben, ganz herzlich für ihre Arbeit danken. Ich kann nicht versprechen, alle anderen 15 Standorte zu besuchen - ich glaube, das wäre etwas überdimensioniert. Ich habe heute aber ein Stück weit Einblick bekommen.

Neben der Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die Sie in breiter Weise leisten, möchte ich Ihnen auch für die Bildungsarbeit leisten. Ich konnte Schulklassen sehen, die die Faszination der Raumfahrt und auch die Experimente ein Stück weit kennengelernt haben.

Hier ist auch zu sehen, wie wichtig die europäischen Beiträge auch im astronautischen Bereich, im Bereich der ISS sind und dass sie vielleicht sogar noch wichtiger werden, auch was die Kooperation mit den Vereinigten Staaten von Amerika anbelangt - und es gibt auch eine ganz enge Kooperation mit Russland.

Es ist hier auch möglich, einen Einblick in das zu bekommen, was Raumfahrt für uns so wichtig macht. Bemannte Raumfahrt gibt uns die Möglichkeit, unter anderen Bedingungen, nämlich unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit, bestimmte Dinge zu erforschen, und das in der gesamten Breite - von technischen Legierungen über medizinische Experimente bis zu vielen anderen Dingen. Nicht immer - das wissen wir aus der Wissenschaft - kann man schon im Vorhinein eines wissenschaftlichen Experimentes voraussagen, was das Ergebnis sein wird. Wenn man aber zum Beispiel sieht, dass Legierungen von Flugzeugen heute aus leichteren Materialien hergestellt werden können und wie man damit Treibstoff spart, dann ist das ein Beispiel für das, was bei solchen Experimenten herauskommen kann.

Genauso kann man auch sehr interessante medizinische Experimente machen. Was zum Beispiel Osteoporose betrifft, so kann man das, wie wir hier gesehen haben, unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit sehr viel besser nachempfinden; denn da Astronauten gesunde Menschen sind, kann man bei Veränderung eines Parameters, nämlich beim Fehlen der Erdanziehungskraft beziehungsweise in der Schwerelosigkeit, neue Erkenntnisse gewinnen. Dahinter steckt unglaublich viel Arbeit von denen, die die technischen Einrichtungen bauen, die die wissenschaftlichen Entwicklungen machen, die die Experimente vorbereiten, die das überwachen, und natürlich von denen, die in den Weltraum fliegen und unendlich viel trainieren und sich vorbereiten müssen.

Wir, die Bundesrepublik Deutschland, sind eingebunden in das europäische System. Wir sind stolz darauf, unseren Beitrag leisten zu können, und werden politisch natürlich auch entscheiden müssen, wie wir ihn weiter leisten können. Wir freuen uns, dass Europa durch die Satelliten, die wir haben - zum Beispiel das System GALILEO und das System COPERNICUS -, eigenständige Beiträge leistet. So haben wir eine gute Kooperation mit anderen Teilen der Welt. Wir spüren: Die Welt schläft nicht; Europa muss sich anstrengen, Europa muss schnell sein. Europa ist manchmal ein kompliziertes Gebilde, aber wir kommen voran.

Das konnte man auch am Beispiel der Satelliten des COPERNICUS-Systems sehen, die mir gezeigt wurden: Erdbeobachtung, Klimaveränderung - alles Daten, die von größter Wichtigkeit sind und weltumspannend aufgenommen werden. So kann man zum Beispiel den Reisbauern in Vietnam schon recht frühzeitig sagen, wie die Ernte sein wird, und kann so zum Beispiel auch spekulative Gewinne verringern, die den Menschen, die ihre Agrarprodukte verkaufen wollen, oft zu schaffen machen. Das ist zum Beispiel eine der Initiativen gewesen, die wir im Rahmen der G20 unternommen haben. Hier zu sehen, wie Daten aus dem System COPERNICUS dazu beitragen, die richtigen Informationen zu bekommen, ist sehr bewegend. Das Gleiche wird für das System GALILEO gelten, das in Zukunft neben dem GPS-System seinen Weg gehen wird und auch neue Anwendungen ermöglichen wird.

Herzlichen Dank, dass Sie mir alles gezeigt haben, und noch einmal herzlichen Glückwunsch an Herrn Gerst! Man kann, glaube ich, nicht darauf setzen beziehungsweise es gibt keine Ansprüche darauf, wie oft man in den Weltraum darf. Ich habe aber den Eindruck, dass er sich über die Entscheidung wahrscheinlich freuen wird. Alles Gute, auch stellvertretend für alle anderen!

Danke, dass ich heute hier sein konnte!

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