Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel beim Besuch des Berufsausbildungszentrums der Firma Bosch India am 6. Oktober 2015

BK’in Merkel: Guten Morgen! Ich konnte mir heute gemeinsam mit dem indischen Premierminister hier bei Bosch das duale Berufsausbildungssystem anschauen. Die Besonderheit hier ist - ansonsten ist die Ausbildung gleich wie in Deutschland -, dass die Berufsschule quasi in die Bosch-Fabrik integriert ist, weil es die Berufsschulen derart, wie wir sie in Deutschland kennen, nicht gibt. Aber es ist sehr interessant, wie die Jugendlichen hier ausgebildet werden, inzwischen auch zu 15 Prozent Mädchen, was erst einmal eine längere Anlaufphase brauchte, aber ich glaube, hier spricht dafür, dass Bosch diese Ausbildung in Indien schon sehr lange macht.

Was noch interessant ist, ist, dass Bosch praktisch ein gesellschaftliches Programm macht, im Rahmen dessen Tausende von jungen Leuten, die die Schule verlassen haben, einen zweimonatigen Kurs bekommen, durch den sie dann Ausbildungsfähigkeit erlangen und eben an verschiedenen Stellen ihren Weg weitergehen können. Auch das war recht beeindruckend, also hier zu hören, wie das geht.

Ansonsten muss man einfach sagen, dass Bosch hier ein Entwicklungszentrum hat, wie es an jedem anderen Platz der Welt stehen könnte, und dass hier eben gerade die Software-Kapazität sehr, sehr gut ist und auch die Innovationsfähigkeit sehr gut ist. Man sieht, dass da echt ein Wettbewerb zwischen Deutschland und Indien oder auch anderen asiatischen Standorten entsteht.

Frage: Was hören Sie von der deutschen Wirtschaft, was sich noch tun muss, damit sich die Investitionsbedingungen noch verbessern?

BK’in Merkel: Ich höre von der deutschen Wirtschaft, dass die Verlässlichkeit noch besser werden muss. Es gibt viele Dinge, die klappen, aber wenn man sich sozusagen ein bisschen in den bürokratischen Zwängen verfängt, dann kann es auch sehr lange dauern. Ich bin aber trotzdem sehr zufrieden, dass sich Premierminister Modi so viel Zeit nimmt, um sowohl dieses Bildungsprojekt anzuschauen - man darf ja nicht vergessen, dass 50 Prozent der Inder unter 25 Jahre alt sind; das heißt, sie brauchen Tausende und Abertausende von Ausbildungsplätzen hier im Lande, um nicht Millionen zu sagen - als zweitens auch mit der Wirtschaft die gesamten Fragen durchzusprechen. Das, glaube ich, bringt die deutsche Wirtschaft auch dazu, mehr Vertrauen zu Indien zu fassen, als bisher vorhanden war. – Herzlichen Dank!