Gefahr für deutsche Wirtschaft

Im Wortlaut: Brigitte Zypries Gefahr für deutsche Wirtschaft

Die Abschottung der US-amerikanischen Wirtschaft könne negative Folgen für die deutsche Wirtschaft haben, so Bundeswirtschaftsministerin Zypries in einem Interview. Mit "Selbstbewusstsein und Ruhe" werde die Ministerin das Gespräch mit der Trump-Regierung suchen.

  • Interview mit Brigitte Zypries
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Container in einem Hafen.

Die US-Wirtschaft sei auf "hochwertige Zulieferung angewiesen", betonte Zypries.

Foto: Sebastian Bolesch

Das Interview im Wortlaut:

BILD: Frau Ministerin, die USA wollen neue Zollschranken einführen, kündigen Handelsabkommen. Bedroht Präsident Trump die deutsche Wirtschaft?

Brigitte Zypries: "Was wir seit 10 Tagen erleben, ist alarmierend und irritierend. Das geht in eine völlig falsche Richtung. Aber: 60 Prozent der deutschen Exporte gehen nach Europa und nur etwa 10 Prozent in die USA. Dennoch wäre eine Abschottung schlecht für die deutsche Wirtschaft und damit auch für Arbeitsplätze."

BILD: Was kann die Bundesregierung dagegen unternehmen?

Zypries: "Wir müssen reden, reden, reden! Eine solche Abschottung, wie sie Donald Trump offenbar anstrebt, schadet allen, auch der amerikanischen Wirtschaft. Manches, was Herr Trump ankündigt, ist mit den Grundsätzen der Welthandelsorganisation WTO nicht vereinbar."

BILD: Und wenn dem neuen US-Präsidenten das egal ist ...?

Zypries: "Es ist gut, dass bereits viele Menschen in den USA demonstrieren. Denn die Diskussion über Trumps Politik muss vor allem dort geführt werden. Eine abschottende Wirtschaftspolitik wird auch die Menschen in den USA negativ treffen, denn die US-Wirtschaft ist auf hochwertige Zulieferung angewiesen."

BILD: Das klingt alles nach einem drohenden Handelskrieg. Ist Deutschland dafür gerüstet?

Zypries: "Ich rate zu Selbstbewusstsein und Ruhe. Wir werden das Gespräch mit der Regierung in Washington suchen. Dabei werden wir uns nicht verstecken. Eine Reihe von amerikanischen Unternehmen hat sich bereits kritisch und ablehnend gegenüber den wirtschaftlichen Plänen von Herrn Trump geäußert. Auch die US-Wirtschaft kann an einer Eskalation kein Interesse haben."

BILD: Trump behauptet, Europa und Deutschland verhielten sich im Handel unfair gegen die USA

Zypries: "Mit dieser Sicht geht er einfach von falschen Fakten aus. Beispiel: Trump hat im Interview mit BILD beklagt, dass in Deutschland nur wenige Autos der Marke Chevrolet fahren. Stimmt. Aber der Grund? Nachdem 2012 nur noch 752 Autos dieser Marke bei uns verkauft wurden, hat Chevrolet den Vertrieb in Deutschland eingestellt. Außerdem hat die deutsche Autoindustrie ihre Produktion in den USA in den letzten sieben Jahren vervierfacht."

BILD: Trump sperrt per Erlass Muslime aus bestimmten Staaten von der Einreise in die USA aus. Wie stark sind deutsche Unternehmen davon betroffen?

Zypries: "In genauen Zahlen lässt sich das derzeit nicht sagen, aber grundsätzlich gilt: In einer global vernetzten Wirtschaft darf es solche Diskriminierungen nach Religion oder Herkunft nicht geben. Wir sind an der Seite der Beschäftigten und erwarten, dass sie ihrer Tätigkeit ungehindert nachgehen können. Man kann nur hoffen, dass die US-Regierung diesen Fehler schnell erkennt und korrigiert."

Das Interview führte Rolf Kleine für die Bild .