Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel anlässlich der Auftaktveranstaltung zum 13. Girls’ Day

Liebe Schülerinnen und Schüler,
meine Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Wieland,

herzlich willkommen im Bundeskanzleramt! Morgen ist der bundesweite Girls’ Day, und wir sind unserer Zeit schon ein bisschen voraus.

Ich denke, es ist ein gutes Zeichen, dass der Girls’ Day uns anregt, über die eigene Schulzeit hinauszudenken und an die Zukunft zu denken. Irgendwann müsst ihr euch oder müssen Sie sich ja entscheiden, was Sie für einen Beruf erlernen wollen. Deshalb haben wir hier einen Berufsparcours aufgebaut, der Einblicke in verschiedene Berufe gibt - vielleicht auch in solche Berufe, an die man nicht zuerst denkt, wenn man sich noch nicht damit befasst hat.

Ich möchte den Forschungseinrichtungen und den Unternehmen sowie der Initiative D21 ganz herzlich danken, dass Sie sich auch in diesem Jahr wieder hier bei uns im Kanzleramt engagiert haben. Dieser Dank gilt Ihnen stellvertretend für viele andere Institutionen, die morgen überall in Deutschland für Mädchen der Klassen 5 bis 10 die Türen öffnen - nur die Mädchen sind dran. Sie informieren über vielseitige Tätigkeiten in technischen Berufen. Es gibt morgen bundesweit 9.000 Veranstaltungen mit weit über 100.000 Plätzen.

Deshalb sage ich einmal: Der Girls’ Day ist - aus unserer Sicht zumindest - eine richtige Chance für Mädchen, denn man kann sich eben informieren und ein bisschen klarer über die persönliche Berufsorientierung werden. Ich weiß nicht, ob ihr untereinander schon immer einmal darüber sprecht, was man denn nach der Schule machen will, aber heute gibt es bestimmt ein paar gute Anregungen.

Was ist der Sinn des Girls’ Day? Der Sinn des Girls’ Day ist, dass wir über die Berufspalette, die man kennt, hinaus alle Berufe bekanntmachen wollen. Wir wissen, dass bei den Mädchen vor allen Dingen die technischen Berufe oder die Berufe, in denen man mit Mathematik, mit Physik, mit Chemie zu tun hat, oft nicht so bekannt sind. Auf der anderen Seite wissen wir, dass dies oft Berufe sind, die eine sehr gute Zukunft haben, in denen man sehr gut Arbeitsplätze findet und in denen man zum Teil auch recht gut verdienen kann.

Mehr als die Hälfte der Mädchen entscheidet sich heute für einen von nur zehn Ausbildungsberufen, und keiner von diesen zehn Ausbildungsberufen ist ein wissenschaftlich-technischer. Wenn man einmal überlegt, wie viele Berufsmöglichkeiten es gibt, muss man feststellen, dass sich viele auf ein zu kleines Spektrum von Berufen beschränken. Wir möchten das mit dem Girls’ Day ändern und vor allen Dingen für die mathematischen, ingenieurwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und technischen Berufe werben.

Wir wissen auch, dass es ganz wichtig ist, junge Frauen gerade in den technischen Fächern zu haben, in denen auch sehr gute Berufschancen bestehen. Es geht um Ideen - die haben Mädchen genauso wie Jungs, es geht um Kreativität, also Einfallsreichtum - habt ihr auch - und es geht um Fingerspitzengefühl - das haben Girls sowieso mindestens so sehr wie Jungen. Wir brauchen in Zukunft gerade auch Frauen in all diesen Berufen.

Jetzt muss jeder natürlich selbst seine Chance nutzen. Wir können hier heute nur eine Anregung geben, aber wir wollen natürlich nicht, dass Sie heute alle nach Hause gehen und sagen „Oje oje, das war nichts für uns“. Aber der Begriff Nobelschule zeigt ja schon, dass Alfred Nobel ein interessanter Wissenschaftler und Techniker war. Deshalb gebe ich euch noch einmal mit auf den Weg, dass wir alle Anregungen nutzen sollten und jeder auch schauen sollte, dass er oder sie für sich das Beste aus dem Leben macht.

Wir sind insgesamt politisch dabei, mit den Ländern zusammen zu diskutieren, wie wir die Bedingungen an den Schulen verbessern können. Wir haben jetzt doch eine Entwicklung geschafft, bei der die Zahl der Schulabbrecher weniger wird und bei der es auch mehr Abstimmung zwischen den Ländern gibt. Wir haben eine sehr hohe Quote - 50 Prozent - von jungen Menschen, die nach der Schule das Studieren beginnen. Der Anteil der Ingenieurinnen ist zwischen 2007 und 2011 um 25 Prozent gestiegen. Die Richtung stimmt also, aber wir müssen noch viel weiter kommen.

Jetzt komme ich zur diesjährigen Preisfrage; die hat auch etwas damit zu tun. Die heißt nämlich: Im Jahre 2011 gab es 26.900 Studienanfänger im Fach Elektrotechnik. Wie viele der Studienplätze wurden von Frauen besetzt? - Habt ihr Schätzungen parat? Ihr wurdet ja schon einmal gefragt, glaube ich. Was war so im Angebot?

(Zuruf: 13.600!)

- 13.600 von 26.900, ungefähr die Hälfte also.

(Zuruf: 9.000!)

- Noch eine Schätzung? - Ihr beide noch.

(Zurufe: 11.000! - 6.800!)

- Die Antwort ist: 2.891 von 26.900. Das sind weniger als 11 Prozent. Ich glaube, da kann man noch zulegen.

Eine von euch, nämlich Hounayda Mansour, hat es gewusst oder war sehr nahe dran. Was hatten Sie gesagt?

(Zuruf: 4.000!)

- Na, immer noch zu optimistisch. Aber diese Antwort lag der richtigen Antwort am nächsten, und deshalb gewinnt die ganze Klasse zusammen mit der Schülerin eine Fahrt zur phæno Experimentierlandschaft in Wolfsburg. Herzlichen Glückwunsch!

Wenn jetzt auch noch ein Beitrag dazu geleistet wird, dass der Anteil der Frauen bei den Studienanfängern im Fach Elektrotechnik in eurem Jahrgang 50 Prozent beträgt, dann wäre das natürlich ganz toll. Vielleicht können wir uns darüber in ein paar Jahren mal erkundigen.

Und jetzt gibt es den Gutschein für die Siegerin und die ganze Klasse.