Kulturstaatsministerin Grütters zum Tod von Richard von Weizsäcker

"Er hat der eingemauerten Halbstadt Westberlin ein modernes Gesicht gegeben und den Aufbruch der Stadt aus der Provinzialität in eine offene Weltmetropole eingeleitet. Als späterer Bundespräsident nutzte er als Intellektueller die Kraft der Rede. Als moralische Instanz hat er es verstanden, der schwierigen Vergangenheitsbewältigung in Deutschland neue Impulse zu geben. Seine wegweisende, befreiende Rede im Bundestag vom 8. Mai 1985, in der er vom Tag der Befreiung sprach, war ein für die politische Kultur der Bundesrepublik denkwürdiger Tag, weil er die Chance zur Verständigung und Versöhnung mit den von Nazi-Deutschland überfallenen Völkern auf eine neue Stufe hob. Auch durch sein Wirken als integrer und glaubwürdiger Bundespräsident von 1984 bis 1994 wurde die Wiedervereinigung international möglich. Für die Kultur ist aber auch der Liebhaber der Künste Richard von Weizsäcker ein Verlust. Vielen Kulturinstitutionen war er ein begeisterter und treuer Begleiter und nicht zuletzt auch Ratgeber. Wir alle werden ihn sehr vermissen.“