Franz-Hessel-Preis für zeitgenössische Literatur

Deutschland/Frankreich Franz-Hessel-Preis für zeitgenössische Literatur

Nur wer die Literatur anderer Länder kennt, kann auch ihre Kultur verstehen. Mit dem neuen "Franz-Hessel-Preis" werden jedes Jahr Autoren aus Deutschland und Frankreich ausgezeichnet, die im jeweiligen Nachbarland bisher kaum bekannt sind. Kulturstaatsminister Bernd Neumann und der französische Kulturminister Frédéric Mitterand haben ihn jetzt zum ersten Mal verliehen.

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Der Diplomat und französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel, Sohn von Franz Hessel, mit den beiden Preisträgerinnen, dem französischen Kulturminister (l.) sowie Staatsminister Bernd Neumann

Freude über den Franz-Hessel-Preis

Foto: AUSLÖSER Kai Wudtke

Die beiden Preisträgerinnen wurden von einer deutsch-französischen Jury ausgewählt. Die in Berlin lebende Dramatikerin Kathrin Röggla erhielt den Preis für ihren Erzählband "die alarmbereiten". Die französische Schriftstellerin Maylis de Kerangal nahm ihn für ihren Roman "Naissance d'un pont" entgegen.

Verleihung im Rahmen des deutsch-französischen Ministerrates

Die Preisverleihung fand in Freiburg statt. Dort tagte heute der deutsch-französische Ministerrat. Ein besonderer Rahmen, der den Stellenwert des kulturellen Dialogs zwischen Deutschland und Frankreich unterstreiche, erklärte Kulturstaatsminister Bernd Neumann. "Ich hoffe, dass diese Auszeichnung dazu beiträgt, ihre Arbeiten im Nachbarland bekannt zu machen und dadurch das gegenseitige Verständnis unserer Kulturen noch mehr zu stärken und zu festigen", fuhr Neumann an die beiden Autorinnen gewandt fort.

Franz Hessel – Mittler zwischen den Kulturen

Der Name des neuen Literaturpreises ist Programm: Franz Hessel (1880-1941) war als Schriftsteller, Lektor und Übersetzer ein wichtiger Mittler zwischen den Kulturen. In Stettin geboren, lebte Hessel später vor allem in Berlin und Paris. Ende der dreißiger Jahre floh er vor dem deutschen Besatzungsregime in das provençalische Sanary-sur-Mer. Dort starb er 1941 nach monatelanger Internierung.

Teil der Agenda 2020

Mit dem Franz-Hessel-Preis soll dem deutsch-französischen Kulturraum in Europa noch größeres Gewicht verliehen werden. Er ist Teil der deutsch-französischen Agenda 2020. Sie wurde von den Regierungen beider Länder im Frühjahr 2010 beschlossen, um die deutsch-französische Zusammenarbeit im kommenden Jahrzehnt noch effizienter zu gestalten.

Die Verleihung des deutsch-französischen Franz-Hessel-Preises für zeitgenössische Literatur findet jeweils im Wechsel in Deutschland und Frankreich statt. Vergeben wird er von der Villa Gillet in Lyon und der Stiftung Genshagen. Voraussetzung für eine Nominierung sind eine aktuelle Veröffentlichung – möglichst im Jahr der Preisvergabe – und die noch ausstehende Übersetzung des Werkes in die jeweils andere Sprache. Der Kulturstaatsminister und das französische Ministère de la Culture et de la Communication fördern den Preis, der mit jeweils 10.000 Euro dotiert ist.