Digitale Vernetzung muss kommen

Digitale Vernetzung muss kommen

Information- und Kommunikationstechnologien prägten alle Sektoren der Wirtschaft und Gesellschaft, erklärt Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle in der FAZ. Sie seien Schlüssel, um die großen Herausforderungen zu meistern. "Die digitale Vernetzung des Wirtschaftsstandortes Deutschland ist deswegen von essentieller Bedeutung für die Zukunft unserer Volkswirtschaft."

  • Ein Beitrag von Rainer Brüderle

Heute findet der fünfte Nationale IT-Gipfel statt. Rund 700 hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik tauschen sich am Hightech-Standort Dresden über die riesigen Potentiale aus, die die Informations- und Kommunikationstechnologien (IXT) für das Wachstum unserer Wirtschaft, für die Schaffung neuer Arbeitsplätze und damit insgesamt für die Lebensqualität unserer Bürger bergen: Als Gastgeber und Koordinator des Gipfels freut es mich dabei besonders, dass auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrere Kabinettskollegen den Gipfel besuchen werden.

Informations- und Kommunikationstechnologien sind Querschnittstechnologien. Sie beeinflussen und prägen alle Sektoren der Wirtschaft und der Gesellschaft. Sie sind der Schlüssel, um die großen Herausforderungen zu meistern - Klimaschutz, Energieeffizienz und Mobilität sind hier nur einige Beispiele. Die digitale Vernetzung des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist deswegen Von essentieller Bedeutung für die Zukunft unserer Volkswirtschaft.

Informations- und Kommunikationstechnologien sind wichtige Innovationstreiber des Standorts Deutschland, und damit auch wesentliche Treiber des gegenwärtigen stabilen Aufschwungs. Dieser Aufschwung war zunächst der starken Nachfrage nach Automobilen und Maschinen made in Germany zu verdanken, lene Autos und Maschinen sind aber heute ohne IXT nicht mehr denkbar. Derzeit sind bis zu 40 Prozent der Wertschöpfung bei Fahrzeugen der Premiumklasse den IXT zuzurechnen.

Inzwischen hat sich der Aufschwung auch in der Binnennachfrage verfestigt. In diesem fahr stammen etwa zwei Drittel der Wachstumskräfte aus dem Binnenmarkt. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geht in seinem jüngsten lahresgutachten davon aus, dass der Binnenmarkt im nächsten Jahr 90 Prozent der Wachstumskräfte generieren wird. Es kommt jetzt darauf an, dass aus dem Aufschwung ein langfristiges Wachstum wird. Dazu braucht unsere Volkswirtschaft Impulse aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Voraussetzungen dafür sind denkbar günstig: Die IKT-Branche ist stark, sie erwirtschaftet bereits heute einen Umsatz von 140 Milliarden Euro und gibt rund 850.000 Menschen Beschäftigung.

Deutschland war und ist ein Vorreiter darin, Erfindungen hervorzubringen und in vielen Technologiebereichen gleichzeitig weltweit führende Positionen zu erringen. Die deutschen Erfolge etwa in der Bio- und Nanotechnologie sowie im umwelttechnischen Bereich sprechen für sich. Die Verbindung dieser Bereiche mit IKT-Wissen bietet uns riesige Chancen. Davon kann insbesondere der mittelständisch geprägte Softwarebereich profitieren, der schon heute für maßgeschneiderte Lösungen, für außergewöhnliches Prozessverständnis sowie für höchste Qualität und Sicherheit steht.

Der Freistaat Sachsen bereitet der IKT-Wirtschaft einen idealen Boden. Mit seinem Mikroelektronik- und IT-Cluster „Silicon Saxony" und seinen besonderen Kompetenzen im Bereich energieeffizienter IT- und Mikroelektroniksysteme gehört Sachsen zu den innovativsten Hightech-Standorten in Europa. Dresden ist deswegen ein idealer Ort für den fünften Nationalen IT-Gipfel. Eine Vielzahl von Exponaten werden dort zeigen, wie das Land mit den IXT die großen globalen Herausforderungen angehen und bewältigen kann: In dem Exponat „Internet der Energie - Innovative Netzsteuerung" wird beispielsweise deutlich, wie zahlreiche unterschiedliche Anlagen zur Energieerzeugung optimal in das Stromnetz und in den Energiehandel integriert werden können. Das ermöglicht eine vorausschauende Planung der Stromnachfrage und des Stromhandels. Bedarfsspitzen können so gezielt vermieden, dezentrale Energieanlagen effizient eingesetzt werden.

Im Rahmen des IT-Gipfelprojektes „E-Energy" wurden in sechs Modellregionen Methoden entwickelt, um Elektrofahrzeuge als mobile Stromspeicher zu nutzen und sie in das intelligente Stromnetz zu integrieren. Das Ergebnis ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie smart grids made in Germany aussehen können. Im Bereich der Kommunikationstechnologien stellt darüber hinaus das Exponat „De-Mail" sichere und vertrauenswürdige elektronische Lösungen vor. Das Exponat „Schlaganfallversorgung Ost-Sachsen Netzwerk" präsentiert Lösungen für die ärztliche Versorgung von Patienten in ländlichen Gebieten. Für all diese visionären Projekte brauchen wir moderne digitale Netze. Der weitere Aufund Ausbau leistungsfähiger Breitbandanschlüsse überall in Deutschland ist der Drehund Angelpunkt der digitalen Vernetzung unserer Wirtschaft. Das Internet muss jedem zur Verfügung stehen. Auch in künftigen Netzen müssen Diskriminierungsfreiheit und der ungehinderte Zugang zu Informationen gewährleistet sein. Zudem müssen auch Datenund Verbraucherschutz sowie die Sicherheit vor Angriffen im Netz an die digitalen Bedingungen angepasst werden. Und nicht zuletzt sollten die neuen Netze auch energieeffizient arbeiten. Wir nehmen all diese Herausforderungen an. Mit dem Ausbau flächendeckender Hochleistungsnetze schaffen wir die Voraussetzungen für intelligente Netzplattformen in den Bereichen Bildung, Verkehr, Energie, Gesundheit, Freizeit und Tourismus. Auf dem fünften Nationalen IT-Gipfel werden wir die neue IKT-Strategie der Bundesregierung „Deutschland Digital 2015" mit Leben füllen. Wir werden wichtige Projekte für das kommende jähr verabreden. Kurzum: Wir werden in Dresden die Zukunft sichtbar machen.

Von: Rainer Brüderle