Über vorbildliche Konzepte für ein selbstbestimmtes Leben im Alter informierte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel im niedersächsischen Melle-Wellingholzhausen. Ihre Dialogreise zum Zusammenhalt im demografischen Wandel führte sie dann wenig später auch nach Salzwedel.
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Die Arbeit in der Pflege sei eine der großen Herausforderungen angesichts des demografischen Wandels, betonte Merkel. "Ich habe hier Menschen getroffen, die gerne ihre Arbeit machen, und ich habe Bewohnerinnen und Bewohner getroffen, die ganz offensichtlich auch sehr gerne hier sind."
Das Sankt-Konrad-Stift arbeitet nach dem Prinzip von Hausgemeinschaften. In familienähnlichen Strukturen, vergleichbar mit der Wohnung einer Großfamilie, leben die älteren Menschen gemeinsam mit einer Betreuungskraft zusammen. Eigenverantwortlichkeit wird großgeschrieben und alle Bewohner haben die Möglichkeit, sich in den Alltag einzubringen. So gibt es zum Beispiel eine offene Wohnküche, in der gemeinsam gekocht und gegessen wird. Kartoffelschälen, Gemüseputzen - wer mag, kann mit anpacken oder es auch lassen.
So genannte Präsenzkräfte sind von morgens bis abends in jeder Gruppe. Sie kochen mit den Bewohnern und haben immer ein Ohr für Sorgen und Wünsche. Für die Pflege sind nach wie vor die Pflegekräfte zuständig.
Die Bundeskanzlerin erinnerte daran, dass das Ansehen der Altenpflege oft nicht so gut sei, wie es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdient hätten. Mit ihrem Besuch in Melle wolle sie hervorheben, "dass diese Tätigkeit eine unglaublich wichtige für unsere Gesellschaft ist, dass sie die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft ausdrückt und dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier vieles leisten – auch vieles, was man gar nicht in einem Arbeitsvertrag festschreiben kann."
Merkel weiter: "Ich habe mich auch gefreut, junge Auszubildende zu finden, die diesen Beruf ganz gerne machen und die sich freuen, mit Menschen umzugehen, die Hilfe und Unterstützung brauchen, die aber sicherlich auch Erfahrung einbringen können."
Die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege seien hart. In ihrer Demografiestrategie arbeite die Bundesregierung deshalb mit Ländern und Kommunen zusammen, um das, was noch zu verbessern sei, auch zu verbessern, erklärte die Kanzlerin. "Da wir uns im Mai dann zu unserem Demografiegipfel treffen, ist dieser Besuch für mich eine sehr gute Vorbereitung, weil ich einen Einblick in die Praxis bekommen habe."
Die nächste Station ihrer Demografiereise führte die Kanzlerin nach Sachsen-Anhalt. Wie können gute Angebote – zum Beispiel für Kinderbetreuung, Gesundheit und Pflege im Alter oder ein leistungsfähiges Internet – auch in dünn besiedelten Regionen und bei rückläufiger und alternder Bevölkerung gesichert werden?
Die Altmark hat sich früh diesen Herausforderungen gestellt und zum Teil innovative Lösungen entwickelt. "Ich bin sehr beeindruckt über das, was ich hier gehört habe", sagte die Bundeskanzlerin. "Die Stadtväter und -mütter machen sich Gedanken, wie man mit den begrenzten Ressourcen versuchen kann, die Dinge voranzubringen."
Merkel besuchte zunächst die Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel. Hier ließ sie sich das innovative System des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region erläutern. Es sichert flächendeckende Mobilität in einem Gebiet, das nahezu die Größe des Saarlandes hat, aber nur ein Zehntel der Einwohner.
Um beispielsweise die Kinderbetreuung auf dem flachen Land sicherzustellen, gibt es hier das "KitaMobil". Per Telefon kann das Fahrzeug geordert werden. Die Kinder werden dann in Begleitung von Familienmitgliedern oder speziellen Kita-Lotsen direkt in die Kitas gebracht. Die Fahrpläne sind auf die Öffnungszeiten der Kitas und Bedürfnisse der Kinder abgestimmt.