Peter Steudtner aus Haft entlassen

Bundesregierung erleichtert Peter Steudtner aus Haft entlassen

Die Bundesregierung zeigt sich erleichtert über die Freilassung von Peter Steudtner und weiteren Menschenrechtlern. "Wir freuen uns mit ihnen und denken an die, die immer noch in Haft sind", schrieb Regierungssprecher Seibert auf Twitter. Außenminister Gabriel sprach von einem "ermutigenden Signal".

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Menschenrechtler Peter Steudtner wurde aus der Haft in Istanbul entlassen.

Peter Steudtner nach seiner Freilassung aus einem türkischen Gefängnis.

Foto: picture-alliance/AP Photo/Gurel

Nach mehr als 100 Tagen Untersuchungshaft in der Türkei ist der Deutsche Peter Steudtner wieder in Freiheit. Auch weitere Menschenrechtler wurden freigelassen. Ein Gericht in Istanbul hatte die Freilassung Steudtners am späten Mittwochabend beschlossen.

Die Bundesregierung begrüßte die Entscheidung in der Türkei. Auf Twitter schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert: "Endlich. Peter Steudtner und weitere Menschenrechtler kommen frei. Wir freuen uns mit ihnen und denken an die, die immer noch in Haft sind". Außenminister Sigmar Gabriel sprach von einem "ermutigenden Signal", zugleich jedoch von einem "ersten Schritt".

Prozessbeginn am Mittwoch

Am Mittwoch hatte der Prozess gegen Peter Steudtner in der Türkei begonnen. Zum Prozessbeginn hatte Regierungssprecher Seibert erklärt, dass man sich mit allen Möglichkeiten für die Freilassung der inhaftierten Deutschen einsetze.

Bei der Eröffnung des Prozesses gegen Steudtner war der zuständige deutsche Generalkonsul, Georg Birgelen, zugegen. Er verfolgt den Prozess. Das hatte die stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Maria Adebahr, am Mittwoch in der Regierungspressekonferenz mitgeteilt.

Nach 100 Tagen Untersuchungshaft in der Türkei begann am 25. Oktober der Prozess gegen Steudtner. Er war am 5. Juli festgenommen worden. Die türkische Justiz wirft Steudtner und weiteren Referenten der Menschenrechtsorganisation Amnesty International vor, eine bewaffnete Terrororganisation unterstützt zu haben. Deniz Yücel, Mesale Tolu und weitere deutsche Staatsbürger sitzen wegen ähnlicher Anschuldigungen in der Türkei in Untersuchungshaft.

Sorge wegen rechtsstaatlicher Entwicklung in der Türkei

Die rechtsstaatliche Entwicklung in der Türkei seit dem Putschversuch Mitte vergangenen Jahres habe Deutschland und anderen EU-Ländern Anlass zur Sorge gegeben, so Adebahr. Sie hatte auf die über 150.000 Entlassungen und 100.000 Festnahmen hingewiesen, die die Dimension des Problems verdeutlichten.

Die Bundesregierung habe ihre Kanäle benutzt, um mit der Türkei im Gespräch zu bleiben. Die Türkei verweise dabei stets auf die Unabhängigkeit ihrer Justiz. Vor diesem Hintergrund hoffe die Bundesregierung, dass das Verfahren ein ermutigendes Zeichen für Rechtsstaatlichkeit der Justiz auch im Fall von Peter Steudtner setzen werde, hatte Adebahr betont.

Begegnung der Bundeskanzlerin mit Ehefrau Yücels

Regierungssprecher Steffen Seibert hatte darauf hingewiesen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag (24. Oktober) die Ehefrau von Deniz Yücel, Dilek Mayatürk Yücel getroffen hat. Merkel habe mit ihr in Berlin über Yücels Situation in türkischer Haft gesprochen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit Dilek Mayatürk Yücel, Ehefrau des in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel.

Bundeskanzlerin Merkel im Gespräch mit Dilek Mayatürk Yücel.

Foto: Bundesregierung

Die Kanzlerin habe bekräftigt, dass die Bundesregierung an Deniz Yücel denke – ebenso wie an Mesale Tolu und Peter Steudtner. Die Bundesregierung setze sich mit allen Möglichkeiten ein, die Genannten ebenso wie die anderen Inhaftierten, die in der Öffentlichkeit nicht so bekannt sind, frei zu bekommen. Klar sei, so Seibert weiter, dass die Bundesregierung sich für jeden der zu Unrecht Inhaftierten mit gleicher Energie einsetze.

Bundeskanzlerin Merkel am 29. August 2017:
"Ich persönlich sage mit Blick auf die drei Millionen türkischstämmigen Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland leben, dass wir uns bessere Beziehungen wünschen, aber dass das auch etwas mit der Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien zu tun hat. Die sehen wir im Augenblick in der Türkei nicht gewährleistet. Deshalb ist dies eine sehr komplizierte Phase der Beziehungen gerade zwischen Deutschland und der Türkei. Wir müssen jetzt abwarten, wie sich die Dinge weiterentwickeln, aber unsere Forderung heißt ganz eindeutig, dass Menschen, die inhaftiert sind, freigelassen werden. Deniz Yücel, Herr Steudtner, Frau Tolu – es gibt eine ganze Reihe von Fällen."