Bekenntnis zu strategischer Zusammenarbeit

Deutsch-Indische Regierungskonsultationen Bekenntnis zu strategischer Zusammenarbeit

Bundeskanzlerin Merkel und der indische Premierminister Modi haben eine Reihe von Abkommen unterzeichnet, die die Zusammenarbeit beider Länder in Wirtschaft, Wissenschaft und Berufsausbildung stärken sollen. In Bangalore besuchte Merkel das Berufsausbildungszentrum der Firma Bosch India.

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit Indiens Premierminister Narendra Modi bei Bosch.

Merkel: "Wir möchten, dass auch viele indische Firmen aus dem Beispiel der dualen Berufsausbildung lernen können".

Foto: Bundesregierung/Kugler

Beim Besuch des Bosch-Ausbildungszentrums stellte Bundeskanzlerin Angela Merkel fest, die Besonderheit sei hier, "dass die Berufsschule quasi in die Bosch-Fabrik integriert ist, weil es die Berufsschulen derart, wie wir sie in Deutschland kennen, nicht gibt". Die Software-Kapazität und die Innovationsfähigkeit des Entwicklungszentrums von Bosch seien sehr gut. "Wir möchten, dass viele indische Firmen aus dem Beispiel der dualen Ausbildung lernen, weil wir wissen, wie viele junge Menschen hier in Indien hochwertige Arbeitsplätze brauchen", so die Bundeskanzlerin.

"Make in India" eröffnet Möglichkeiten

Bei den dritten Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen haben sich beide Seiten auf Kernpunkte der Wirtschaftszusammenarbeit geeinigt. Dazu gehören die Intensivierung von Handel und Investitionen sowie Partnerschaften bei Produktion und Kompetenzerwerb.

Indien sei Deutschlands Land Nummer Eins in der Entwicklungszusammenarbeit, betonte Bundeskanzlerin Merkel. Deshalb seien insbesondere die Energiezusammenarbeit, aber auch Themenfelder wie Infrastruktur, Innovation und Bildung in den Mittelpunkt gestellt worden.

Um den bilateralen Handel und die Investitionen zu fördern, vereinbarten Merkel und Modi, besonders im Bereich der technologieintensiven Produktion die strategische Partnerschaft zu stärken. Strategien wie die Initiative "Make in India" sollen deutschen Unternehmen Investitionsmöglichkeiten in Indien eröffnen.

Beide Seiten bekannten sich zudem zu einem umfassenden Handels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und Indien und setzen sich für eine möglichst baldige Wiederaufnahme der Verhandlungen ein.

Deutsche Ingenieurskompetenz und indische IT-Brillanz

Vor dem deutsch-indischen Wirtschaftsforum sprach Merkel über die Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern. "Hier im asiatischen Silicon Valley, wie Bangalore auch genannt wird, ist die enge Zusammenarbeit unserer Länder mit Händen zu greifen. Hier finden deutsche Ingenieurkompetenz und indische IT-Brillanz zueinander und ergänzen sich perfekt", sagte die Bundeskanzlerin.

"Wir freuen uns, dass insbesondere auch der Mittelstand aus Deutschland in Indien willkommen geheißen wird", hatte die Bundeskanzlerin zuvor betont. Heute seien bereits über 1.500 deutsche Firmen in Indien ansässig. Mit der Unterzeichnung des Fast-Track-Abkommens sei zu erwarten, dass sich die Genehmigungsverfahren in Indien künftig sogar verbessern und die Zahl mittelständischer Unternehmen aus Deutschland steigen werde.

Der indische Premierminister Narendra Modi hob hervor, die bilaterale Partnerschaft könne in einer Zeit von Umbrüchen eine Kraft in der Welt sein.

Sicherheit und stabile Weltordnung schaffen

Auch im Bereich der internationalen Sicherheit wollen sich Deutschland und Indien künftig enger abstimmen. Beide Seiten bekräftigen die Notwendigkeit einer umfassenden Reform des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN), um den geopolitischen Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts effektiver begegnen zu können.

Bundeskanzlerin Merkel und Premierminister Modi drängen insbesondere auf eine Erweiterung der Zahl der ständigen und nichtständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Sie wollen die Kandidatur des jeweils anderen für einen ständigen Sitz in einem reformierten Sicherheitsrat unterstützen.

Beide Regierungen stehen zudem hinter den laufenden Bemühungen zur diplomatischen Lösung des Ukraine-Konflikts und setzen sich für den Wiederaufbau eines stabilen und friedlichen Afghanistan ein. Sie verurteilen jegliche terroristische Gewalt und fordern eine politische Lösung in Syrien wie auch die nationale Versöhnung und Einheit im Irak durch die Schaffung eines inklusiven Staatssystems.

Bekämpfung des Terrorismus

Deutschland und Indien wollen regelmäßige Treffen der gemeinsamen Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus ausbauen. Die Kooperationen im Bereich Katastrophenschutz wie auch bilaterale Cyber-Konsultationen sollen ausgedehnt werden, um die Zusammenarbeit bei der zivilen Sicherheit zu stärken.

Mit Blick auf drängende Migrationsfragen würdigen beide Regierungen die Rolle internationaler Foren wie des Globalen Forums für Migration und Entwicklung. Deutschland wird dessen Ko-Vorsitz 2017 übernehmen.

Fokus Klima und Nachhaltigkeit

Mit Blick auf die anstehende UN-Klimakonferenz haben sich die Bundeskanzlerin und Indiens Premierminister gemeinsam dazu bekannt, die nachhaltigen Entwicklungsziele umzusetzen. Diese sind in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung festgeschrieben.

Gemeinsame Projekte sollen künftig helfen, für den wachsenden Energiebedarf Indiens klimafreundliche, effiziente und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Die Bundesregierung unterstützt Indien mit zusätzlich 1,49 Milliarden Euro für Entwicklungsprojekte.

Außerdem wird Deutschland die Hilfen für die "Grünen Korridore" um weitere 400 Millionen Euro aufstocken. Um den Zugang zu sauberer Energie in ländlichen Gebieten zu verbessern, wird Deutschland die indische Regierung zudem mit einer Milliarde Euro für eine Solarpartnerschaft unterstützen.

"Digital India" baut Kooperationen auf

Weiteres Ziel ist es, die Kompetenz Deutschlands im Ingenieurwesen und Indiens Stärke in der Informationstechnologie in Einklang zu bringen. Dazu wollen beide Seiten mit der Initiative "Digital India" Unternehmenskooperationen durch Innovationen in den Bereichen "Industrie 4.0" und "Internet der Dinge" aufbauen.

Auch die deutsch-indischen Partnerschaften in der Hochschulbildung sollen künftig verstärkt werden, um die Forschungsarbeit und den akademischen Austausch zu fördern. Dazu sollen deutsche Wissenschaftler beispielsweise an dem indischen Programm "Globale Initiative für akademische Netzwerke" beteiligt werden. Auch vereinbarten beide Seiten, die Arbeit des bilateralen Deutsch-Indischen Wissenschafts- und Technologiezentrums über 2017 hinaus zu verlängern.

Die Bundeskanzlerin hatte im Vorfeld der Konsultationen weibliche Führungskräfte aus Indien getroffen. Außerdem sprach sie im Anschluss an die Regierungskonsultationen mit Präsident Pranab Mukherjee.