Verdienste um deutsch-jüdisches Verhältnis

Bundeskanzlerin Merkel hält die Leo-Baeck-Medaille in Händen

Verleihung in New York

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Laudator Michael Blumenthal würdigte den Einsatz der Bundeskanzlerin für das kulturelle jüdische Leben in Deutschland. Überhaupt mache sich Merkel für die Integration von Minderheiten stark, befand der Direktor des Jüdischen Museums in Berlin. Blumenthal hob Merkels entschiedenes Eintreten gegen die umstrittenen Thesen des früheren Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin vom „jüdischen Erbgut“ hervor.

Die Bundeskanzlerin erwiderte, sie verstehe die Auszeichnung als Ansporn und Auftrag, sich weiterhin für ein gedeihliches Miteinander mit der jüdischen Gemeinschaft einzusetzen. Dazu sei bedauerlicherweise immer wieder auch entschiedenes Eintreten gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nötig, räumte sie ein.

Das Leo-Beck-Institut übernehme die verdienstvolle Aufgabe, den Menschen Wurzeln, Traditionen und Einzelschicksale jüdischen Lebens in Deutschland zu vermitteln, sagte Merkel. Eine wichtige Aufgabe: Denn die reiche Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland habe im schwärzesten Kapitel der deutschen Vergangenheit eine bittere Zäsur erfahren.

„Die systematische Ermordung von sechs Millionen Juden ist und bleibt unbegreiflich. Es gibt keine Worte dafür, das Unfassbare auch nur annähernd zu beschreiben. Es lässt uns vor den Opfern verstummen“, so die Kanzlerin. Der beispiellose Zivilisationsbruch der Shoah sei für Deutschland eine "stete und immerwährende Mahnung, unserer Verantwortung für Freiheit, für Demokratie und für Toleranz immer wieder und jeden Tag gerecht zu werden“.

Die Leo-Baeck-Medaille erinnert an den gleichnamigen liberalen deutschen Rabbiner. Verliehen wird die Medaille seit 1978 in unregelmäßigen Abständen vom Leo Baeck Institut in New York. Die unabhängige Dokumentations- und Forschungsstätte befasst sich mit der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums. Ausgezeichnet werden Männer und Frauen, die sich in besonderer Weise um die deutsch-jüdische Aussöhnung verdient gemacht haben.

Leo Baeck wurde am 23. Mai 1873 in Leszno/Polen geboren und starb 1956 in London. Als einer der bekanntesten Vertreter des deutschen liberalen Judentums wurde er 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Baeck überlebte den Holocaust und siedelte 1945 nach London um. Dort wirkte er als Präsident der von ihm 1924 mitbegründeten Weltunion für progressives Judentum.