Tischrede von Bundeskanzlerin Merkel anl. des Besuchs von US-Präsident Obama

Sehr geehrte Damen und Herren,

ganz herzlich begrüße ich Sie alle, auch im Namen von Professor Sauer, zu diesem Abendessen hier im Schloss Charlottenburg. Mein besonderer Willkommensgruß gilt natürlich unseren Ehrengästen, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama, und seiner Frau Michelle.

Ich freue mich – wenn ich das auch ganz persönlich sagen darf –, gemeinsam mit einigen, die mit dabei sein konnten und die auch heute dabei sind, noch einmal danke sagen zu können für den wunderbaren Empfang, den Sie mir stellvertretend für unser ganzes Land vor zwei Jahren im Rosengarten des Weißen Hauses bereitet haben. Mein Mann und ich waren damals sehr berührt von der warmherzigen, freundschaftlichen Atmosphäre. Danke noch einmal.

Lieber Barack Obama, Sie haben heute sicherlich gespürt: Viele Menschen in Deutschland blicken mit großer Bewunderung auf Sie, weil Sie persönlich das Bild Amerikas bekräftigen – das Bild Amerikas als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das haben Sie auch heute ganz besonders mit Ihrer Rede am Brandenburger Tor vielen, vielen Menschen in Deutschland wieder bewiesen – denen, die dabei waren, und denen, die Ihren Auftritt im Fernsehen verfolgt haben.

Ihr Besuch zeigt einmal mehr: Die Freundschaft zwischen unseren Ländern ist eng und unverbrüchlich. Und doch müssen wir uns immer wieder daran erinnern, dass sie alles andere als selbstverständlich ist. Denn nach zwei verheerenden Weltkriegen und dem von Deutschland begangenen Zivilisationsbruch der Shoah war dieser Weg alles andere als vorgegeben. Dennoch ging Amerika mit ausgestreckter Hand auf uns zu. Die Wegmarken führten von den Rosinenbombern über das Bekenntnis von Kennedy „Ich bin ein Berliner!“ bis hin zur Aufforderung „Reißen Sie die Mauer nieder!“ von Präsident Reagan. Es ist ein langer Weg gewesen, bis wir schließlich gemeinsam in Freiheit vereint waren.

In der Zeit der Vollendung der Deutschen Einheit haben uns die Vereinigten Staaten von Amerika Vertrauen entgegengebracht. Der Kalte Krieg ist Geschichte. Dessen Ende war aber keineswegs das Ende der Geschichte, von dem damals manche gesprochen haben. Es hat sich gezeigt: Es gibt genug zu tun für uns alle. Davon haben auch Sie heute gesprochen – ich will das in einigen Stichpunkten wiederholen –: von der Regulierung der Finanzmärkte bis zum Schutz des Klimas, von der Bekämpfung der nuklearen Gefahr bis zur Stabilisierung in Krisengebieten. Auch unsere Generation hat also vieles zu tun; und das werden wir wieder gemeinsam lösen.

Es ist wahr: Die Welt des 21. Jahrhunderts rückt enger zusammen. Es ist aber auch wahr, dass es im 21. Jahrhundert aus meiner Sicht keine besseren Partner füreinander gibt als die Vereinigten Staaten von Amerika und Europa und damit auch die Bundesrepublik Deutschland.

In diesem Sinne erhebe ich mein Glas auf das Wohl des Präsidenten und seiner Gattin, auf die vielfältigen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika und auf die Freundschaft zwischen den Menschen unserer Länder. – Cheers.