Statement von Bundeskanzlerin Angela Merkel

BK’in Merkel: Der Besuch in der Mongolei hat ganz die Zusammenarbeit unserer beiden Länder im Zentrum gehabt. Ich bin ja die erste Bundeskanzlerin, die die Mongolei besucht, und insofern ist dies auch ein neues Kapitel in den Beziehungen der Länder.

Wir haben der Mongolei auf dem Weg der letzten 20 Jahre in eine demokratische Struktur sehr geholfen. Jetzt geht es darum, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken; denn hierbei ist Deutschland noch nicht in dem Maße dabei, wie wir es sein könnten. Dazu müssen wir unsere technologischen Fähigkeiten besser mit der Bereitschaft verbinden, hier auch Ausbildung und Wissenschaft anzubieten. Ich glaube, dann hätten wir auch interessante Angebote für die Mongolei zu machen.

Ich bin hier auf sehr viel freundschaftliche Zustimmung gestoßen. Ich glaube, dass es hier eine, kann man sagen, sehr große Bewunderung für den Weg Deutschlands und den Weg der Wiedervereinigung gibt, dass man auch große Hoffnung in Deutschland setzt, dass wir für eine faire Entwicklung der Mongolei eintreten und dass wir nicht zu eigennützig arbeiten, sondern auf Langfristigkeit setzen und Ausbildungsplätze anbieten wollen und damit auch den Wohlstand hier im Lande vernünftig verteilen wollen. Man kennt die Erfahrungen mit der sozialen Marktwirtschaft, und deshalb, glaube ich, hat Deutschland hier auch wirklich eine richtige Aufgabe.

Frage: Frau Bundeskanzlerin, dies ist der erste Besuch einer deutschen Kanzlerin in der Mongolei. Hat die Mongolei eine strategische Bedeutung, und, wenn ja, langfristig?

BK‘in Merkel: Die Mongolei geht einen, wie ich finde, bewundernswerten Weg. Sie ist von zwei großen Nachbarn umgeben und hat sich ein Konzept für die Beziehungen ausgedacht, das Drittpartnerlandprinzip. Das sind Länder, die weit entfernt sind und sich trotzdem ähnlich entwickeln. Insofern wollen wir schon eine gute Partnerschaft anbieten, die auch sehr viel umfassender sein kann. Unser Interesse liegt natürlich darin, dass wir hier auch Rohstoffe in dem Sinne ausbeuten können, dass es Seltene Erden gibt, dass man flüssige Kohle anbieten könnte und dass man insbesondere den Kohleabbau und die Metallurgie insgesamt fördert, also völlig neue Technologien, die hier noch nicht so bekannt sind. Das ist also eine Situation, in der beide gewinnen können.

Insofern kann man schon sagen, dass es strategische Gemeinsamkeiten gibt, die man zum Wohle beider Länder entwickeln kann. Meine Sorge ist nämlich, dass die Mongolei ansonsten vielleicht schneller Erfolge hat, die aber nicht langfristig und nachhaltig sind.

Frage: Können Sie sagen, was die Rohstoffpartnerschaft der deutschen Wirtschaft in den nächsten Jahren konkret bringen wird?

BK’in Merkel: Die Rohstoffpartnerschaft kann der deutschen Wirtschaft natürlich langfristige Vorkommen bieten. Wir werden diese langfristigen Vorkommen aber nur dann auch für uns nutzen können ‑ das ist hier schon absehbar ‑, wenn wir dazu auch Know-how sowie gute Ausbildung anbieten und bereit sind, auch in Bildung, Forschung und Wissenschaft zu investieren. Ich glaube aber, das können wir leisten.

Die Rohstoffpartnerschaft, die wir heute geschlossen haben, bietet uns natürlich eine Gelegenheit, Dinge, die nicht von Haus aus zusammengehören ‑ nämlich wirtschaftliche Unternehmen, Forschungsunternehmen und Ausbildungsmöglichkeiten ‑ zusammenzubringen. Das werden wir unter der Klammer dieser Rohstoffpartnerschaft auch vonseiten der Bundesregierung begleiten und vorantreiben.

Frage: Ich war draußen im Feld bei den deutschen Soldaten, die die mongolischen Truppen ausbilden. Welche Bedeutung hat es, dass die Mongolen sozusagen eine sehr wichtige Aufgabe übernehmen, nämlich die Sicherung der deutschen Lager in Afghanistan?

BK’in Merkel: Ich finde, das zeigt das Vertrauen, das zwischen unseren beiden Ländern besteht. Wenn man früher gehört hätte, dass mongolische Soldaten gemeinsam mit deutschen Soldaten in Afghanistan sind, dann hätte uns das vor 20 Jahren vielleicht noch überrascht. Ich habe diese Soldaten hier auch kurz getroffen, und dass hundertprozentiges Vertrauen zwischen den Soldaten beider Länder besteht, ist, finde ich, eine ganz tolle Sache.

Deutschland hilft auch bei der Transformation der mongolischen Armee. Es gibt hier in der Mongolei 30 Ausbilder, die bei der Weiterentwicklung helfen, und das ist ein weiteres Beispiel. Mir ist heute sowohl vom Ministerpräsidenten als auch vom Präsidenten gesagt worden, dass man genau darauf sehr setzt und hofft, dass wir das auch weiterhin machen werden.