Schnelle Lösungen führen nicht aus der Krise

Wirtschaft Schnelle Lösungen führen nicht aus der Krise

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Vergemeinschaftungs-Plänen in der Euro-Krise erneut eine Absage erteilt. Beim "Tag des deutschen Familienunternehmens" verwahrte sie sich gegen "schnelle Lösungen". Zudem würdigte sie die Bedeutung des Mittelstands für die Wirtschaft.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Rede zum Tag des deutschen Familienunternehmens

Stabilisierung des Euro-Raums ist Schlüsselfrage

Foto: Bundesregierung/Hans-Christian Plambeck

Merkel betonte die Rolle Deutschlands in der Euro-Krise. Sie erteilte der kurzfristigen Einführung von Instrumenten zu Vergemeinschaftung erneut eine Absage und bekräftigte: „Deutschland wird nicht zu überzeugen sein von all den schnellen Lösungen wie Eurobonds, Stabilitätsfonds, europäischen Einlagensicherungsfond.“

Tag des Familienunternehmens

Vor 350 Familienunternehmern hatte Merkel deren Bedeutung für Deutschlands Wirtschaftskraft hervorgehoben. Gerade in der schnelllebigen Zeit würden Familienunternehmen einen Takt vorgeben, der stark auf dauerhafte Erfolge ausgerichtet sei. „Deutschland ist erfolgreich, weil es sie gibt.“ Neben deren Unternehmensvielfalt und der Robustheit gegenüber Krisen sei es die Unternehmenskultur, die auf nachhaltiges Wirtschaften abziele.

Familienunternehmen sind laut Institut für Mittelstandforschung Betriebe, bei denen ein bis zwei Menschen oder ihre Angehörigen mindestens 50 Prozent der Anteile eines Unternehmens halten. Zum anderen gehören diese Leute der Geschäftsführung an. Es handelt sich um Unternehmen, bei denen die Eigentums- und Leitungsrechte in der Person des Unternehmers oder deren Familie vereint sind. Die Größe des Unternehmens oder die Rechtsform spielen keine Rolle. Viele Familienunternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen.

Kein Wachstum kraft Schulden

Eine Wachstumspolitik, die sich über Schulden finanziere, sei Ursache und nicht Lösung der Krise. Neben der hohen Staatsverschuldung sei die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit einzelner Mitgliedsstaaten ein weiterer Grund für die Krise in Europa, erläuterte die Bundeskanzlerin.

Insgesamt sei es wichtig, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Wir sollten in Europa einfach mal anfangen, uns an das zu halten, was wir uns versprochen haben", sagte Merkel. Dies schaffe auch wieder Vertrauen.

Politische Union der europäischen Partner

Die Bundesregierung setze alles daran, die Wirtschafts- und Währungsunion gemeinsam mit den europäischen Partnern zu stärken. Außerdem sei die Einführung einer politischen Union von entscheidender Bedeutung. Es handle sich hier um eine „Herkulesaufgabe“, die aber unvermeidbar sei. Wenn man zusammenwachsen wolle, müsse man sich auch ein Stück weit der Kontrolle von außen unterziehen, so die Bundeskanzlerin.

Kräfte richtig einschätzen

„Die Stabilisierung des Euro-Raums ist eine Schlüsselfrage für uns“, sagte Merkel. Ohne den Euro wäre Deutschland nicht so glimpflich durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen. Die Bundeskanzlerin warnte zugleich davor, einzelne Staaten zu überfordern. Jeder Staat müsse seine Kräfte richtig einschätzen und auf dieser Grundlage die richtigen Entscheidungen treffen. „Unsere Stärke ist nicht unendlich“, so Merkel.