Richtige Chance für die Berufsbildung

Menschen mit Behinderungen Richtige Chance für die Berufsbildung

Bundeskanzlerin Merkel hat sich im Berufsbildungswerk in Greifswald über Ausbildungsplätze für junge Menschen mit Behinderungen informiert. Mit einer "unglaublich engagierten Mitarbeiterschaft und sehr interessierten jungen Menschen" sei etwas Einzigartiges in der Region geschaffen worden, sagte sie.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Besuch eines Berufsbildungswerkes in Greifswald.

Merkel beim Besuch des Berufsbildungswerkes: "Ich habe hier ein wunderbares Stück Berufsbildung gesehen."

Foto: Bunderegierung/Güngör

"Vielen Jugendlichen wird hier eine richtige Chance eingeräumt, auch mit viel Eigeninitiative für Freizeitmaßnahmen", würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Arbeit des Berufsbildungswerkes. Das sei "wirklich beeindruckend, da sich die Mitarbeiter richtig mit hineinknien".
Jetzt hat sich die Einrichtung auch noch für die Flüchtlingshilfe geöffnet. "Ich habe mir von den Vertretern der Auszubildenden sagen lassen, dass man gut zusammenarbeitet - das freut mich", unterstrich Merkel.

Das Berufsbildungswerk in Greifswald ist eine spezialisierte Einrichtung für die Berufsvorbereitung und Erstausbildung junger Menschen mit Handicaps. Es bietet eine gleichzeitige berufliche, soziale und medizinische Rehabilitation an. Das umfangreiche Leistungsspektrum reicht von der Berufsfrühorientierung bis zur Einbindung in die Arbeitswelt.

Integration als zentrales Thema

In Greifswald können junge Leute mit Handicap eine Lehre machen. Mehr als 70 Ausbildungsgänge stehen im Angebot. Den praktischen Teil der Ausbildung absolvieren die Auszubildenden in regionalen Unternehmen. Berufsbildungswerke seien im Grunde eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt. "Und wir wollen diese Brücke weiter ausbauen", sagte Merkel schon vor ihrer Reise im Video-Podcast. Außerdem wies sie darauf hin, dass die Arbeitgeber dafür mit ins Boot geholt werden müssen: "Hier ist natürlich auch immer wieder die Bereitschaft von Arbeitgebern gefragt, solche Menschen aufzunehmen, ihnen eine Chance zu geben." Inklusion, also das Zusammenleben von behinderten und nicht-behinderten Menschen, sei ein zentrales Thema.

Chancen nutzen

Wer Behinderung hört und sofort an Einschränkungen denkt, der liegt falsch. Denn Menschen mit Behinderungen haben viele Talente – auch und gerade am Arbeitsmarkt. Immer mehr – aber noch nicht genug - Unternehmen setzen deshalb heute darauf, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen. Und das aus gutem Grund: Der demografische Wandel und die UN-Behindertenrechtskonvention zwingen sie, die Stärken von behinderten Menschen zu erkennen und sie zu unterstützen. Das als Chance zu begreifen, ist gut so. Denn die Unternehmen wollen und müssen heute alle Potenziale nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Überdurchschnittlich motiviert und loyal

Viele Arbeitgeber haben bereits gute Erfahrungen gemacht. Wer körperlich eingeschränkt ist, löst meistens sehr gut Probleme. Blinde Mitarbeiter wiederum entwickeln in der Regel ein überdurchschnittlich gutes Hör- und Tastvermögen. Menschen mit Autismus haben oft ein ausgeprägtes logisches Denken und achten aufs Detail. Das sind gute Voraussetzungen für den IT-Bereich. Vor allem aber sind Menschen mit Behinderung häufig überdurchschnittlich motiviert und loyal.

Reha nach dem Greifswalder Drei-Phasen-Modell

Das Bildungswerk ist außerdem Kooperationspartner des Greifswalder Drei-Phasen-Modells zur Rehabilitation hirnverletzter Patienten.
Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum und der BDH-Klinik werden institutionenübergreifend Patienten mit Hirnverletzungen betreut. Haben sie Akutversorgung und Frührehabilitation hinter sich gebracht, erfolgt die berufliche und soziale Reha im Berufsbildungswerk. Das ist deutschlandweit einmalig. Merkel lobte das Modell, weil dadurch Menschen sehr schnell wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren könnten.