Rede von Bundeskanzlerin Merkel zum 19. Girls’ Day am 27. März 2019

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Meine Damen und Herren,
liebe Gäste,
vor allem: liebe Schülerinnen und Schüler sowie Herr Schwaderer,

herzlich willkommen. Ich möchte mit dieser Veranstaltung daran erinnern, dass morgen der 19. Girls’ Day stattfinden wird. Wir machen dafür schon heute den Auftakt und zeigen damit, dass wir den Girls’ Day für wichtig halten. Er ist aber nicht nur als Tag wichtig – so, wie er heißt –, sondern vor allen Dingen deshalb, weil es dabei ja letztlich um berufliche Chancen geht, die für Euch oder Sie die Perspektiven für eine lange Lebensstrecke sein können, weil es darum geht, dass Unternehmen, die an ihre Zukunft denken, natürlich gute Fachkräfte haben wollen. Damit geht es auch insgesamt um unsere Gesellschaft.

Einem solchen Tag gehen natürlich immer viele Vorbereitungen voraus. Deshalb möchte ich Herrn Schwaderer auch ganz herzlich danken. Es nehmen Unternehmen daran teil, es nehme Institutionen daran teil. Herr Schwaderer als Präsident der Initiative D21 steht stellvertretend dafür. Und deshalb nochmals ein Dankeschön.

Für viele Mädchen wie Sie, die daran teilnehmen, ist das ja sozusagen auch der Eintritt in das nähere Nachdenken über die Frage: Wie geht es in meinem Leben weiter? Jede dritte Teilnehmerin hat in den letzten Jahren eine Ausbildung oder ein Praktikum bei dem Unternehmen gemacht, das sie am Girls’ Day kennengelernt hat. Das ist eigentlich eine gute Bilanz. Auch viele andere Teilnehmerinnen haben wichtige Erfahrungen gemacht.

Unser gemeinsamer Ansatz mit der Industrie ist natürlich, dass Sie auch Berufe wie zum Beispiel „Technische Modellbauerin“ kennenlernen, von denen Sie in Ihrem bisherigen Leben vielleicht noch gar nichts gehört haben. Wie werden Flugzeuge repariert? Wie wird Software für alle möglichen Einsatzbereiche entwickelt? Chemikerin, Mechanikerin, Programmiererin, Mechatronikerin – bei diesen und anderen Berufen muss man vielleicht einmal gesehen haben, was sich überhaupt dahinter verbirgt. Der Girls’ Day gibt dazu die Möglichkeit.

Ich wünsche mir natürlich, dass alle Schülerinnen und Schüler ihre Studien- und Berufswahl unabhängig von Geschlechterklischees vornehmen. Der „Erzieher“ sollte genauso selbstverständlich und anerkannt wie die „Software-Programmiererin“ oder die „Ingenieurin“ sein. Der Girls’ Day heißt auf Deutsch etwas sperrig „Mädchen-Zukunftstag“. Die Berufe, die Sie kennenlernen, liegen im technischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich. Der Girls’ Day hat sich inzwischen auch ein bisschen zu einem Tag entwickelt, an dem man auch Jungen zeigt, wo heute Frauen arbeiten. Deshalb sollte sich kein Geschlecht die Erfahrungen entgehen lassen.

Wir haben jedes Jahr eine Preisfrage. Auch diesmal hat diese Preisfrage etwas mit qualifiziertem Nachwuchs tun. Jedes Mal erwartet die Gewinnerin und ihre Mitschülerinnen ein Ausflug – diesmal in den Wissenschaftspark „Campus Berlin-Buch“. Dort kann man in das „Gläserne Labor“ hineinschnuppern – und zwar wortwörtlich. Denn dort werden Sie zum Beispiel erfahren, wie man aus Naturmaterialien Duftöle herstellt und wofür man diese Duftöle dann auch einsetzen kann. Die Frage – mit der richtigen Beantwortung kann man den Preis gewinnen – lautet diesmal: Wie hoch war der Anteil von Frauen unter den Auszubildenden, die im Jahr 2018 eine duale Ausbildung zur Fachinformatikerin begonnen haben? Die Antwort – ich gucke ganz traurig – lautet: 7,6 Prozent.

Die Gewinnerin ist Lotte Götzmann. Wer ist das? – Super; sie hat nämlich auf 8,3 Prozent getippt. Das ist immer noch zu positiv, lag aber am dichtesten dran. Herzlichen Glückwunsch. Wir sind uns, glaube ich, einig, dass 7,6 Prozent noch nicht so richtig Jubel hervorruft, wenn es uns um eine gleiche Verteilung der Berufswahlwünsche geht. Aber nichtsdestotrotz hilft ja vielleicht der Ausflug von Ihnen mit Ihren Mitschülerinnen. Wer gehört zu der Schule von Lotte Götzmann dazu? – Also eine schöne Reise nach Buch, ein gutes Schnuppern an den Duftölen und vielleicht dann auch ein bisschen Spaß an Berufen, die damit zu tun haben.

Damit sind wir auch schon so weit, dass Herr Schwaderer das Wort bekommt und aus seiner Perspektive sagt, worum es geht.