Rede von Bundeskanzlerin Merkel beim Betriebsbesuch bei der Deutschen Lufthansa AG am 18. November 2015

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Sehr geehrter Herr Spohr,
sehr geehrter Herr Enders,
sehr geehrter, lieber Herr Minister Al-Wazir,
meine Damen und Herren,
vor allen Dingen liebe Lufthanseatinnen und Lufthanseaten,

wie die Zeit im Flug vergeht – niemand weiß das besser als Sie, gerade auch angesichts zweier Jubiläen: Vor 60 Jahren nahm die neue Lufthansa ihren planmäßigen Linienflugverkehr auf; und seit 25 Jahren fliegt sie auch wieder nach Berlin.

Dieses Jubiläumsjahr wird allerdings überschattet vom Absturz einer Germanwings-Maschine in Südfrankreich, bei dem alle 150 Insassen ums Leben kamen. Ich war vor einem Monat zu Gast in Haltern – dem Ort, aus dem die Schülergruppe stammte, die sich an Bord befand. Der Besuch der Schule dort war mir sehr wichtig, um auch im Namen der Bundesregierung deutlich zu machen: Wir denken an die Opfer und ihre Angehörigen – genauso wie auch die Lufthansa.

Ich möchte auch an das Mitgefühl und die enorme Hilfsbereitschaft erinnern, die wir in unserem Nachbarland erfahren haben – von der französischen Regierung, den Behörden vor Ort, den vielen Einsatzkräften und vor allem auch von der Bevölkerung. Wie nah sich Deutsche und Franzosen sind, wie nah sich Deutschland und Frankreich sind und wie eng sie zusammenstehen – das zeigt sich gerade bei solch bitteren Schicksalsschlägen und leider auch jetzt wieder.

Am Freitag – Sie hatten an diesem Tag die Helfer in das Stadion in Paris eingeladen – hat eine Welle terroristischer Gewalt Paris, Europa und die ganze freiheitsliebende Welt erschüttert. Man kann es nicht anders sagen und muss deutlich machen: Diese feigen Anschläge zielen auf unser aller freiheitliches Leben. Darauf können wir nur eine Antwort der Entschlossenheit geben. Deshalb unterstützt Deutschland Frankreich dabei, die Hintergründe aufzuklären und gegen Terroristen und Drahtzieher vorzugehen. Darüber hinaus geht es darum, auf vielfältige Art und Weise Zeichen dafür zu setzen, dass Freiheit jedem Terror trotzt.

Der heutige Tag, an dem ein Airbus A380 zur Taufe bereitsteht, sollte ein Tag der Freude sein. Er ist durch unsere Trauer getrübt. Aber diese Taufe ist doch ein Zeichen der Zuversicht. Deshalb habe ich sehr gerne die Gelegenheit ergriffen, um Lufthansa an ihrer Heimatbasis zu besuchen.

Ich konnte beim kurzen Rundgang einen kleinen Ausschnitt Ihres Unternehmens kennenlernen. Ich nenne nur das neue Integrated Operations Control Center. Das war sehr beeindruckend. Ich hatte eine kurze Begegnung mit Auszubildenden in einem spannenden technischen Bereich. Die Vielfalt der Ausbildung, die Sie leisten, wird durch die entsprechende Vielzahl der Auszubildenden und Ausbildenden sichtbar.

Selbst ein kleiner Einblick kann doch einen Schluss auf das große Ganze zulassen – darauf, wie komplex ein gut funktionierendes Luftfahrtsystem ist und wie wichtig dieses auch für die deutsche Wirtschaft insgesamt ist. Die Bundesrepublik als Exportnation, als global vernetzte Nation, ist auf Transportmöglichkeiten sowohl für Passagiere als auch für Cargo sehr stark angewiesen.

Der Luftverkehr ist ein Wachstumsmarkt. Er ist ein Markt, der nicht den Beschränkungen des Welthandelssystems unterliegt. Das macht die Wettbewerbssituation relativ kompliziert. Wir wissen, dass Sie sich in einem sehr starken Wettbewerb behaupten müssen. Wir werden uns, wo immer es geht, für gemeinsame Regeln auf dem globalen Luftverkehrsmarkt einsetzen. Aber das ist ein sehr dickes Brett, das man da bohren muss.

Akzente hat das Unternehmen immer wieder selbst gesetzt, zum Beispiel beim Umwelt- und Lärmschutz. Ich glaube, dies wird für die Akzeptanz der Luftfahrt eine immer größere Rolle spielen. Deshalb ist dies gut für all diejenigen, die in die Zukunft investieren. Die Lufthansa zeigt gemeinsam mit Herstellern, mit Flughäfen und mit der Flugsicherung, was möglich ist – etwa durch leisere Flugzeuge, optimierte Abfertigungen und effiziente Flugverfahren.

Mit der heutigen Taufe steht ein ganz besonderes Flugzeug im Mittelpunkt. Es ist das größte Passagierflugzeug der Welt: der Airbus A380. Es ist ein Ausweis ausgezeichneter deutscher, französischer und europäischer Spitzentechnologie. Dass das Flaggschiff auf den Namen „Deutschland“ getauft wird, bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass es ein deutlicher Botschafter Deutschlands in der Welt sein wird.

Ich wünsche allen, die mit diesem Flugzeug reisen, und natürlich auch allen, die mit anderen Flugzeugen der Lufthansa reisen, einen guten und sicheren Flug. Ich wünsche den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Lufthansa Freude bei der Arbeit, reibungslose Abläufe und – ich will an dieser Stelle nicht in die Tiefe gehen – kluge Lösungen für alle anstehenden Konflikte.

Ich habe gelernt: Das Flugzeug war vor kurzem noch unterwegs und muss auch bald wieder auf den Weg. Lange Tauffeiern können also nicht abgehalten werden. Aber eine kleine Taufpause ist auch etwas Schönes für ein Flugzeug. Jedenfalls freue ich mich jetzt auf die Taufe. Herzlichen Dank.