Rede von Bundeskanzlerin Merkel bei der Preisverleihung des 12. Wettbewerbs startsocial am 15. Juni 2016

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Jetzt ist es an mir, Sie zu begrüßen, und damit meine ich die Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer,
Herrn Düsedau,
die Coaches,
diejenigen in der ersten Reihe, die die Hauptsponsoren vertreten,
und natürlich alle Gäste.

Mein allererster Dank geht an die Initiative „mitKids Aktivpatenschaften“, die sich gerade eben präsentiert hat. Sie ist ein schönes Beispiel dafür, was Patenschaften bewirken können. Wer sich auf die einzelnen Lebensgeschichten einlässt, der kann nur immer wieder begeistert von Projekten wie diesen sein – schon allein, weil darin so viel menschliche Wärme und Aufgeschlossenheit mitschwingen. Das ist das Wesensmerkmal auch aller Projekte, die hier vertreten sind, und die es wirklich wert sind, Unterstützung zu erfahren. So verschieden die Inhalte und Ziele all dieser Projekte auch sind, sie zeigen eines, nämlich wie positiv sich freiwilliges Engagement auswirken kann – und zwar für alle Beteiligten.

Dass das viele in Deutschland erkannt haben, haben wir gerade auch im letzten Jahr erlebt. Viele Bürgerinnen und Bürger bringen sich mit wunderbaren Ideen in unsere Gesellschaft ein und können sehr viel Gutes bewirken. Es sind oft Organisationen mit einer schon sehr langen Tradition und etablierten Strukturen. Aber – und das ist genauso schön – es gibt auch immer wieder neue Initiativen. Da müssen die Strukturen erst noch aufgebaut und gefestigt werden. In einer solchen Phase kann man Rückenwind brauchen. Genau da kommt startsocial ins Spiel.

Liebe Wettbewerbsteilnehmer, Sie haben es ja relativ weit gebracht – und das trotz großer Konkurrenz. Es gab insgesamt rund 400 Bewerbungen. Das war im Übrigen eine Rekordzahl. Ein bisschen werben müssen wir noch in den neuen Bundesländern; wir haben gerade eben darüber gesprochen, wie wir das hinbekommen. Herr Düsedau sagte, er würde sich freuen, wenn ich ihn dabei unterstütze. Vielleicht können wir uns gemeinsam überlegen, wie wir alle uns weiter unterstützend einbringen können. Auf jeden Fall haben wir trotzdem eine Rekordzahl in diesem Jahr. Jeder, der hier in der Endrunde mit dabei ist, darf sich durchaus als Gewinner fühlen, auch wenn am Ende nicht jeder einen Scheck in der Hand halten wird. Aber dass Sie hier sind, ist ein Gewinn. Sie bereichern unser Land mit Herz, Verstand und Tatendrang.

Dass ein solches Engagement unglaublich wertvoll ist, wissen wir. Gerade im letzten Jahr hat sich das auch am Beispiel der Aufnahme von Flüchtlingen gezeigt. Das war eine ganz besondere Demonstration der Kraft unseres Ehrenamtes. Es kamen ja innerhalb kurzer Zeit hunderttausende Schutzsuchende zu uns. Buchstäblich von jetzt auf gleich haben sich viele Bürgerinnen und Bürger dazu entschlossen, zu helfen. Sie haben nicht lange überlegt, sondern haben Essen verteilt, Kleider gesammelt, sich um Kinder gekümmert, Erwachsene bei Behördengängen begleitet und vieles andere mehr getan; und das findet ja auch weiterhin statt. Es ist schön, dass sich so manche Initiative verstetigt hat und dass nach wie vor so viele Ehrenamtliche Enormes leisten, damit sich Flüchtlinge bei uns zurechtfinden.

Ich sage an dieser Stelle immer: Auch uns selbst – das erfahren Sie ja selbst auch dann, wenn Sie eine Initiative gründen – fällt es nicht ganz leicht, den Weg durch unseren gut ausgebildeten Sozialstaat zu finden und immer an die richtige Ansprechstelle zu kommen. Jetzt stelle man sich noch vor, dass man die Sprache nicht kennt, dass man schwere Monate hinter sich hat und dass man dann sofort alles sozusagen herausfinden soll. Ich weiß nicht, wie wir uns woanders auf der Welt anstellen würden, wenn so etwas auf uns zukäme. Deshalb ist es so schön, dass so viel Hilfe angeboten wird.

Aber es war im letzten Jahr auch wichtig, hier heimischen Menschen, denen schon länger geholfen wird, nicht zu sagen: Passt einmal auf, um euch kümmern wir uns nicht mehr; jetzt gibt es nur noch das Thema Flüchtlinge. Es wird natürlich gerade auch in diesen Zeiten sehr genau darauf geachtet, wie es den Schwächeren und Schwächsten in unserer Gesellschaft geht, die auch Unterstützung brauchen. Also müssen wir versuchen, möglichst alles zu schaffen.

Die Bereitschaft zu so etwas kommt nicht aus dem Nichts. Das Ehrenamt hat bei uns in Deutschland eine lange Tradition. Wir haben bürgerschaftliches Engagement schon immer groß geschrieben. Das ist ein Schatz, den sich unsere Gesellschaft bewahren sollte und der von Generation zu Generation immer wieder weitergegeben werden sollte.

Da, wo es Unterstützung braucht, da muss sie gegeben werden. Und das ist ja auch gerade das, was startsocial auszeichnet. Das Kernanliegen dieses Wettbewerbs ist – Sie wissen es und haben es erlebt; aber den Journalisten sage ich es nochmals –, dass Profis und Ehrenamtliche zusammengebracht werden, damit aus guten Ideen auch gute Projekte werden. Startsocial hilft also den Helfern, ihre Kraft effektiver und zielstrebiger einzusetzen. Das heißt, es gibt Berater, die sich auf Projekte einlassen. Das ist nicht das normale Geschäft dieser Berater. Sie beschäftigen sich sonst auch mit anderen Dingen. So führen wir also zwei Welten zusammen; und das zum gegenseitigen Vorteil.

Für die Berater bedeutet das: Sie müssen offen dafür sein, sich einem solchen Engagement zu stellen. Für die Ideengeber von ehrenamtlichen Projekten bedeutet das, dass sie sich vielleicht auch kritische Fragen gefallen lassen müssen. Das Gute zu wollen, bedeutet nicht immer zu hundert Prozent, das Gute schon gemacht zu haben. Man muss also auch offen sein und Fragen beantworten. Manchmal findet man das vielleicht auch ein bisschen lästig und sagt: Sie merken doch, dass ich es gut meine. – Okay, das ist auch schön; aber noch besser ist, wenn es gut gemacht ist. Viele haben diese Offenheit als Bewerber unter Beweis gestellt. Es gibt mittlerweile mehr als 1.200 ehrenamtliche Initiativen, denen Beratungsstipendien zugutegekommen sind. Heute ist bereits die zwölfte Preisverleihung für vorbildliche Projekte.

Nun werden Sie hier vielleicht sagen: Schön, dass die Frau zu uns spricht; aber noch schöner wäre es, wenn wir wüssten, wer gewonnen hat. Deshalb will ich Sie jetzt auch nicht mehr lange auf die Folter spannen. Ich schließe mit einem Dank an alle Wettbewerbsteilnehmer, an die Sponsoren, an die Coaches und Juroren, an Herrn Düsedau, der der Erfinder von startsocial ist, sowie an das ganze startsocial-Team von Frau Engelbrecht für die hervorragende Organisation. Bleiben Sie so begeisternd und so ansteckend in Ihrem Engagement für mehr Engagement.

Ganz zum Schluss werde ich auch noch einmal die Möglichkeit haben, einen Sonderpreis zu verleihen. Bis dahin kommt die Spannung jetzt erst einmal zu ihrem Höhepunkt. Herzlichen Dank. Und herzlich willkommen.