Rede von Bundeskanzlerin Merkel anlässlich der Eröffnung der ILA Berlin Air Show 2014 am 20. Mai 2014

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Sehr geehrter Herr Gerwert,
sehr geehrter Herr Göke,
sehr geehrter Herr Minister Elvan,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Woidke,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Henkel,
sehr geehrter Herr Kollege Dobrindt,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin Zypries,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Deutschen Bundestags, ganz besonders Herr Willsch,
meine Damen und Herren,

die ILA wäre nicht die ILA, wenn sie uns nicht immer wieder beeindruckende Neuheiten in der Luft- und Raumfahrt zeigen würde. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders.

Direkt hinter mir sehen wir das schon an einem Beispiel, nämlich dem Airbus A 350 XWB, der neue Maßstäbe im Langstreckenflug setzt. Der Airbus A 350 XWB ist eines der ersten Mitglieder einer neuen Flugzeugfamilie, die zu einem Großteil aus modernen Leichtbau-Materialien besteht. Dies sorgt für rund ein Viertel weniger Kerosinverbrauch als bei Vergleichsmodellen. Das schont die Finanzen und die Umwelt gleichermaßen.

Auf solche technologische Entwicklungen können wir stolz sein – nicht allein in Deutschland, sondern in Europa. Denn dieses Flugzeug ist das Ergebnis erfolgreicher europäischer Kooperation. Im letzten Jahr hat der A 350 XWB seinen Erstflug absolviert. Jetzt bleibt zu wünschen, dass die erste Auslieferung wie geplant noch in diesem Jahr stattfinden kann.

Auch die Raumfahrt verspricht dieses Jahr neue Höhenflüge – passend dazu, dass wir in diesem Jahr 50 Jahre europäische Zusammenarbeit in der Raumfahrt feiern.

1964 traten die grundlegenden Übereinkommen in Kraft: zum einen zur Gründung der Europäischen Organisation für die Entwicklung und den Bau von Raumfahrzeugträgern – kurz: ELDO – und zum anderen zur Gründung der Europäischen Weltraumforschungs-Organisation ESRO. Aus den beiden Organisationen ging ungefähr zehn Jahre später die Europäische Weltraumorganisation ESA hervor.

In wenigen Tagen wird der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst in den Orbit starten. Auf den Bordingenieur wartet für ein halbes Jahr lang ein anspruchsvolles Forschungsprogramm auf der Internationalen Raumstation ISS.

Ein wissenschaftlicher Höhepunkt ist gewiss auch die Rosetta-Mission der ESA. Im Herbst wird erstmalig eine Raumsonde einen Kometen umkreisen und ein Landegerät auf seiner Oberfläche absetzen.

Ich freue mich mit vielen anderen schon darauf, noch mehr von diesen und anderen Missionen und Neuheiten beim anschließenden Rundgang zu erfahren. Die ILA genießt ja den Ruf, schlichtweg die Leistungsschau für neueste technologische Entwicklungen in der Luft- und Raumfahrtindustrie zu sein. Hier trifft sich alles und jeder, der in der Branche Rang und Namen hat – vom mittelständischen Ausrüster bis hin zur Bundeswehr.

Ganz besonders heiße ich die Republik Türkei als Partnerland der diesjährigen ILA willkommen. Ich wünschte, ich könnte Sie in sorgenfreieren Tagen begrüßen. Auch uns in Deutschland haben die bitteren Nachrichten vom schweren Grubenunglück in der Türkei erschüttert. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer. Es ist nicht einfach, nach einem solch tragischen Moment zur Tagesordnung zurückzukehren. Das gilt natürlich auch hier für die ILA – auch wenn die Türkei schon seit langem zu den regelmäßigen Teilnehmern dieser Ausstellung zählt und auch wenn das Land mit einem enormen Innovationspotential seiner Luft- und Raumfahrtindustrie beeindruckt. Wir werden uns davon hier in Berlin in diesem Jahr wieder einmal überzeugen können.

Auf der ILA ist ohnehin die Begeisterung für Technik geradezu mit Händen zu greifen. Das ist eine auch im Wortsinn geradezu grenzenlose Begeisterung: Fliegen verbindet Länder und Menschen; grenzüberschreitende Kooperation ist für die Luftfahrt längst eine Selbstverständlichkeit; und bei den technischen Entwicklungen werden immer wieder Grenzen verschoben.

Dazu bedarf es natürlich auch qualifizierter Fachkräfte. Um Arbeitgeber und potenzielle Arbeitnehmer zusammenzubringen, leistet das ILA-CareerCenter Schützenhilfe. Solche Kontaktbörsen und Plattformen sind für Technologie-Standorte wie Deutschland Gold wert. Denn wir können schließlich nicht genug an hochqualifizierten Fachkräften haben.

Das gilt für die Luft- und Raumfahrtindustrie ganz besonders. Die Zahl der Beschäftigten ist hier 2013 um 4,8 Prozent gestiegen. Es wurde ein Umsatzplus von 7,8 Prozent erwirtschaftet. Rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes wurden in Forschung und Entwicklung investiert. Es ist immer wieder daran zu erinnern, dass bereits viele Entwicklungen und Forschungsergebnisse der Luft- und Raumfahrtindustrie ganz selbstverständliche Begleiter unseres zivilen, alltäglichen Lebens geworden sind. Bei 15 Prozent Innovationsanteil deutet sich an, dass es hierbei um viele Innovationen geht. Die Luft- und Raumfahrt nimmt deshalb eine strategische Schlüsselrolle für unseren gesamten Wirtschaftsstandort ein. Deshalb werden wir als Bundesregierung dieser Hightech-Branche auch weiterhin ein besonderes Augenmerk widmen.

Meine Damen und Herren, der Luftverkehrsstandort Deutschland zeigt sich auf der ILA von seiner besten Seite. Daher bin ich zuversichtlich, dass es auch in diesem Jahr gelingen wird, bestehende Kooperationen weiter zu vertiefen und neue Geschäfte anzubahnen. In diesem Sinne wünsche ich den Veranstaltern, Ausstellern und Besuchern erfolgreiche und unterhaltsame Messe- und Luftschautage. Ich freue mich, nun gemeinsam mit Ihnen die ILA 2014 eröffnen zu dürfen.