Ost-West-Geschichten einer "interessanten Bundeskanzlerin"

20 Jahre Deutsche Einheit Ost-West-Geschichten einer "interessanten Bundeskanzlerin"

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht im Interview mit der SUPERillu über die deutsche Einheit. Dabei geht sie auf Veränderungen in ihrem persönlichen Leben zwanzig Jahre nach dem Mauerfall ein. So gesteht sie einen Hang zur Vorratshaltung und eine Vorliebe für Soljanka.

  • Interview mit Angela Merkel
  • in "SUPERillu"
Angela Kasner, jetzt Merkel, im Juli 1973 beim Camping im brandenburgischen Himmelpfort an der Feuerstelle

Schnelle Küche beim Campen

Foto: picture-alliance/ dpa

SUPERillu: Wir feiern jetzt 20 Jahre deutsche Einheit. Das sind auch annähernd 20 Jahre Bundespolitikerin Angela Merkel. Malen Sie sich manchmal aus, was aus Ihnen geworden wäre, wenn die Mauer nicht gefallen wäre?

Merkel: Darüber denke ich selten nach, weil ich optimistisch bin und nicht zum Grübeln neige. Aber wenn Sie mich so fragen: Ich wäre sicherlich Wissenschaftlerin geblieben. Und: Ich bedauere die Veränderung natürlich nicht.

SUPERillu: Was ist von Ihrem Leben in der DDR an Angewohnheiten, an Prägungen übrig geblieben? Trinken Sie zu Hause manchmal noch den Kaffee türkisch, gehen Sie und Ihr Mann schnell mal "in die Kaufhalle"?

Merkel: Ertappt! (lacht). Kaffee "türkisch" mache ich mir heute noch, wenn ich zu Hause bin - nur dass das Pulver heute feiner gemahlen ist als damals "Mocca Fix". Mit "fit" spüle ich immer noch. Und die "Kaufhalle" hat auch sehr lange zu meinem aktiven Sprachschatz gehört. Aber mir ist aufgefallen: So etwa seit dem 15. oder 16. Jahr der deutschen Einheit kommt mir das Wort "Supermarkt" lockerer über die Lippen.

SUPERillu: Und über das Sprachliche hinaus?

Merkel: Mir geht es manchmal noch so, dass ich etwas kaufe, weil ich es gerade sehe, ohne es in dem Moment wirklich zu brauchen. Dieser Hang zu einer Form von Vorratshaltung steckt tief in mir drin, weil man früher in der Mangelwirtschaft genommen hat, was man kriegen konnte. Ansonsten gibt es typische Speisen wie Soljanka. Schaschlik und Letscho, die ich immer noch gerne esse.

SUPERillu: In den ersten Jahren der Einheit glaubten viele, Ost- und Westdeutsche am Äußeren erkennen zu können. Denken Sie sich manchmal noch: Das könnte ein Ossi, das ein Wessi sein?

Merkel: Zunehmend weniger. Kurz nach der Wiedervereinigung war das Schuhwerk noch ein recht guter Anhaltspunkt. Heute ist es schon etwas schwieriger. Und bei jungen Menschen erkennt man die Herkunft ohnehin nicht mehr am Äußeren. Langlebiger sind da eher die Unterschiede in der Einrichtung: In ostdeutschen Wohnungen trifft man häufig noch die Hellerau-Schrankwand an oder eine übrig gebliebene vietnamesische Bastmatte. Und wenn man sich auf Empfängen unterhält, dann kommt man im Gespräch mit Ostdeutschen schnell auf die vier, fünf Sorten Wein, die es damals gab: Rosenthaler Kadarka, Lindenblatt und so weiter. Es war eben eine sehr überschaubare Welt...

SUPERillu: Von trockenem Weißwein, wie Sie ihn heute schätzen, haben Sie damals noch nichts gehalten?

Merkel: Doch, durchaus, aber der war eben schwer zu kriegen. Saale-Unstrut-Wein war Mangelware. Den habe ich nur im Palast der Republik, in den Schinkelstuben bekommen.

SUPERillu: Jetzt sagen Sie mal ehrlich: Haben Sie noch schöne Erinnerungen an den "Palast"?

Merkel: Ich kenne den Palast nur von der Spree-Ebene, hatte sonst damit nichts zu tun (lacht). Ich bin jedenfalls recht gerne dort in die Weinstube gegangen. Das Weinangebot war für DDR-Verhältnisse hervorragend, und die Speisen schmeckten auch recht ordentlich.

SUPERillu: "Typisch ostdeutsch", "typisch westdeutsch" - ertappen Sie sich manchmal dabei, Menschen so zu kategorisieren?

Merkel: Ach. wir hatten doch auch schon innerhalb der DDR große Mentalitätsunterschiede - etwa zwischen den Sachsen und den Nordlichtern. Nicht umsonst haben die Sachsen uns in der Wendezeit an die Züge, die Richtung Norden fuhren. "Schlaft ruhig weiter!" geschrieben. Darüber müsste ich damals sehr lachen. Ich bin ohnehin kein Mensch, der zum Typisieren neigt und unentwegt zwischen ostdeutsch und westdeutsch unterscheidet. Was richtig ist: Jeder hat seine eigenen Lebenserinnerungen, und die können zwischen Ost und West verständlicherweise durchaus unterschiedlich sein. Wenn ich zum Beispiel an Schule denke, dann an die POS und EOS in Templin. Wie Schule im Westen war, dazu kann ich wenig sagen. Für mich folgt daraus: Es gibt Erfahrungswelten, die man sich zwischen Ost und West erzählen muss. Dafür ist es manchmal nötig, etwas mehr Worte zu finden. Aber das ist ja nicht schlimm. Im Gegenteil: Mehr miteinander zu reden - das kann für das Zusammenwachsen nur hilfreich sein.

SUPERillu: Als Helmut Kohl im Volkskammer-Wahlkampf 1990 die "blühenden Landschaften" in Aussicht stellte, was haben Sie damals davon gehalten? Waren Sie als Physikerin eher skeptisch?

Merkel: Mein Grundgefühl der deutschen Einheit gegenüber war stets positiv, auch wenn ich viele Schwierigkeiten gesehen habe. Deshalb haben mich die "blühenden Landschaften" nicht abgeschreckt; im Gegenteil, ich fand das eine gute Vision. Als wir dann Anfang der 90er-Jahre die hohe Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland hatten, war ich erschrocken über die Häme, mit der man über diesen Begriff und seinen Urheber hergefallen ist. Während der schwierigen 90er fiel es mir manchmal auch nicht leicht, von den "blühenden Landschaften" zu sprechen. Inzwischen finde ich allerdings, dass der Begriff die Realität weiterTeile Ostdeutschlands im Jahr 2010 recht gut beschreibt. Und jüngste Umfragen zeigen, dass die Mehrzahl der Ost- und Westdeutschen das inzwischen auch so sieht.

SUPERillu: Nach einer von uns in Auftrag gegebenen Umfrage (siehe Seite 28) sagen 68 Prozent der Ostdeutschen, der Aufbau Ost war alles in allem erfolgreich. Deckt sich diese überraschend positive Grundstimmung mit dem, was Sie in Ostdeutschland erleben?

Merkel: Ja. Es gibt inzwischen unendlich viele ostdeutsche Erfolgsgeschichten. Und es gibt unzählige Menschen in Ostdeutschland, die sich engagieren - für ältere Mitmenschen, für die Jugend, für ihre Heimat. Darüber wird leider viel zu wenig gesprochen. Es gibt allerdings zwei Dinge, an denen wir immer noch zu knabbern haben. Das ist zum einen die Arbeitslosigkeit, die nach der Wende gerade ländliche Gegenden besonders hart getroffen hat. Das hängt zum Beispiel damit zusammen, dass in der DDR rund 13 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft gearbeitet haben, während es in der Bundesrepublik nur rund ein Prozent sind. Dieser radikale Wandel sorgt immer noch für strukturelle Probleme. Der zweite Punkt: Manch einer war enttäuscht, dass grundsätzliche gute Ideen aus der DDR nur sehr schwerfällig übernommen wurden -etwa das Prinzip der Poliklinik, das heute in Form ärztlicher Gemeinschaftspraxen seine Fortsetzung findet. Dass man über gute Erfahrungen aus der DDR im vereinten Deutschland anfangs recht leichtfertig hinweggegangen ist, hat viele Menschen davon abgehalten, weiter Anregungen zu geben, sich einzumischen. Aber unter dem Strich ist die Bilanz von 20 Jahren Einheit für mich im Wesentlichen positiv. Was mich immer wieder am meisten anrührtest das Selbstbewusstsein, mit dem die jungen Leute heute durchs Leben gehen - ob in der Schule, an der Uni oder auf Auslandsreisen.

SUPERillu: Worauf können die Ostdeutschen stolz sein?

Merkel: Erst einmal können sie stolz darauf sein, dass sie die friedliche Revolution vollbracht haben. Dann können die allermeisten Menschen auf ihr Leben stolz sein, das sie in der DDR gelebt haben, denn die Einheit hätte ja nie gelingen können, wenn uns und den Westdeutschen nicht im Wesentlichen dieselben Werte, zum Beispiel in der Familie, wichtig gewesen wären. Es gab zwar nach der Wiedervereinigung eine gewisse Fremdheit, weil das Alltagsleben in den neuen Bundesländern komplett umgekrempelt wurde - von der Konsumwelt über die Bürokratie bis hin zur Arbeitswelt. Sich auf all das neu einzustellen - da haben die Ostdeutschen seit 1990 aber eine unglaubliche Leistung erbracht.

SUPERillu: Neben der positiv gestimmten Mehrheit gibt es eine Minderheit von 25 Prozent, die den Aufbau Ost für gescheitert hält Hat es noch Sinn, diese Menschen vom Gegenteil zu überzeugen oder sollte man sich einfach damit abfinden? Was würden Sie diesen Menschen sagen?

Merkel: Ich würde zunächst einmal widersprechen: Meiner Meinung nach ist die deutsche Einheit ein Glücksfall, der Aufbau Ost ein Erfolg. Aber selbstverständlich suche ich auch mit den Skeptikern immer wieder das Gespräch. Sicherlich kann man dem einen oder anderen die Augen öffnen und zeigen, dass es zwischen völlig "gescheitert" und "voll gelungen" noch viele Abstufungen gibt. Schade finde ich, dass auch ein Teil der jungen Leute, denen eigentlich ein wunderbares Leben mit allen Chancen und Möglichkeiten offensteht, diese Negativ-Haltung ungefiltert übernimmt, obwohl diese Generation den Vergleich zur DDR aus eigener Anschauung nicht mehr ziehen kann. Politik, Gesellschaft und Medien haben weiterhin die große Aufgabe, immer wieder aufzuklären, immer wieder den Mythen Fakten entgegenzusetzen.

SUPERillu: Gilt dieser Aufarbeitungsbedarf etwa nur für die Ostdeutschen?

Merkel: Keineswegs. Auch viele Westdeutsche haben eine abstrakte Beziehung zu dem. was in der DDR geschah. Sie neigen dazu, den Staat DDR mit dem privaten und persönlichen Leben in der DDR gleichzusetzen, was ja so einfach nicht stimmt Das Geheimnis der SUPERiIIu ist es ja, dass Sie diese beiden Dinge auseinanderhalten und das Alltagsleben der Menschen in der DDR ohne Vorurteile darstellen.

SUPERillu: Was die Zukunft angeht, sind die Ostdeutschen skeptisch: 57 Prozent rechnen nicht damit, dass sich 2019, wenn der Solidarpakt II ausläuft, die Lebensverhältnisse in Ost und West annähernd angeglichen haben. Müssen wir uns von dieser Hoffnung verabschieden?

Merkel: Auch in der alten Bundesrepublik gibt es seit jeher regionale Unterschiede - etwa zwischen Hamburg und Ostfriesland, zwischen Düsseldorf und Eifel. Interessant ist es, dass es in der alten Bundesrepublik so manchen einstmals benachteiligten Regionen gelungen ist, sich zu entwickeln. Was zum Beispiel die Bayern aus ihrem Freistaat gemacht haben.das ist beeindruckend. Auch die neuen Bundesländer haben die Chance, ganz nach vom zu kommen. Ich glaube, dass einige es bis 2019 durchaus schaffen können, beim Wohlstandsniveau zum Durchschnitt der westdeutschen Flächenländer aufzuschließen. Ein großes Problem im Osten ist allerdings die demographische Entwicklung. Es gibt ohnehin schon viel weniger junge Leute als früher. Und wenn die dann auch noch wegziehen und nur die Älteren zurückbleiben. schlägt das aufs Gemüt und kann Sorgen bereiten.

SUPERillu: Was kann man dagegen tun, dass der Osten sich entvölkert und vergreist?

Merkel: Da ist das sehr gute Bildungswesen Ostdeutschlands eine Chance, das zum Beispiel überproportional viele Studienplätze an Fachhochschulen und Universitäten bietet. Ansonsten müssen die ostdeutschen Regionen mit ihren Vorzügen um Firmenansiedlungen werben. Dazu gehören auch die schöne Landschaft, die saubere Umwelt, die Freizeitmöglichkeiten und die Kinderfreundlichkeit. Auch die Ost-Erweiterung der EU eröffnet ganz neue Chancen.

SUPERillu: Wie viel Solidarität können die Ostdeutschen nach 2019 noch erwarten?

Merkel: Es gibt inzwischen auch in der alten Bundesrepublik Regionen mit sehr sichtbaren Problemen. Obwohl es immer noch erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West gibt, etwa bei der Arbeitslosigkeit, sehe ich zurzeit noch keine Verlängerung des Solidarpakts über 2019 hinaus. Natürlich wird auch danach ein Finanzausgleich unter den Ländern existieren. Aber insgesamt müssen sich die neuen Länder auf mehr Eigenständigkeit einstellen.

SUPERillu: Wenn es dann keinen Solidarpakt mehr gibt, dann kann man doch auch den Solidarzuschlag abschaffen, oder?

Merkel: Nur zur Erinnerung, der wird von Ostdeutschen und Westdeutschen gleichermaßen gezahlt. Gerade hat das Bundesverfassungsgericht die Erhebung des Solidaritätszuschlags für rechtmäßig erklärt.

SUPERillu: Die "Linke"-Politikerin Petra Pau hat in einem Gastbeitrag für SUPERiIIu kürzlich die provokante Frage aufgeworfen: "Welche Vorteile haben Bürger der Alt-BRD eigentlich vom Beitritt der DDR?" Paus Antwort lautete: "Keine!" Wie würden Sie diese Frage antworten?

Merkel: Erst mal haben sie eine interessante Bundeskanzlerin bekommen; die hätten sie ohne die deutsche Einheit nicht (lacht). Jetzt mal im Ernst: Es ist allein schon eine großartige Bereicherung, dass die Westdeutschen sich problemlos entscheiden können, zum Beispiel in Dresden, in Weimar, in Stralsund oder Wismar zu leben und eine Familie zu gründen. Oder nehmen Sie den Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg, den die zahlreichen gut ausgebildeten jungen Zuwanderer aus dem Osten in Ländern wie Baden-Württemberg oder Bayern leisten. Und schließlich sind Regionen, die früher eine sogenannte Zonenrandlage hatten, in den Mittelpunkt Deutschlands gerückt.

SUPERillu: Was sagen Sie zu Platzecks Beschwerde, die Wiedervereinigung sei ein "Anschluss" der DDR an die Bundesrepublik gewesen?

Merkel: Ich frage mich, ob eine Wandlung in ihm vorgegangen ist, oder ob er taktisch gesprochen hat, um Wähler der "Linken" zu begeistern. Denn so kannte ich ihn bislang nicht. Die Mehrzahl der DDR-Bürger hat sich damals eindeutig bei der Volkskammer-Wahl im März 1990 für den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes entschieden. Ich erinnere auch an den Slogan "Kommt die D-Mark, bleiben wir. kommt sie nicht, dann gehen wir". Die Lage war völlig eindeutig: Die Menschen hatten keine Lust zu warten oder irgendeinen "dritten Weg" einzuschlagen, sie wollten die deutsche Einheit. Das war damals unser politischer Auftrag - und den haben wir erfüllt.

SUPERillu: Bundespräsident Wulff hat im Interview mit uns gesagt, der Begriff "neue Länder" passe heute nicht mehr. Wie sehen Sie das?

Merkel: Er hat schon recht, dass es nach 20 Jahren deutscher Einheit langsam merkwürdigt klingt. Insgesamt kann es, so glaube ich jeder so machen, wie er möchte. Solange man noch weiß, was gemeint ist, kann man meinetwegen auch von den "neuen Ländern" sprechen. Wem das nicht gefällt, der kann einfach sein Bundesland beim Namen nennen. Ich gehe davon aus, dass man eines Tages ohnehin mehr von Nord und Süd als von Ost und West sprechen wird, weil auch zwischen den ostdeutschen Bundesländern die Unterschiede markanter werden. Die deutsche Einheit ist für mich dann vollends vollzogen, wenn zum Beispiel Sachsen mehr Gemeinsamkeiten mit Bayern hat als mit Mecklenburg-Vorpommern oder zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern sich wiederum stärker mit Schleswig-Holstein verbunden fühlt als mit Sachsen. Das werden ganz natürliche Prozesse.

SUPERillu: Zur aktuellen Politik: Obwohl die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosigkeit sinkt, ist das Ansehen der von Ihnen geführten Bundesregierung auf dem Tiefpunkt: Im Osten käme Schwarz-Gelb bei Bundestagswahlen zusammen gerade noch auf 33 Prozent. Was läuft da schief?

Merkel: Über die ersten Monate ist inzwischen das Nötige gesagt. In der Sache haben wir inzwischen eine gute Politik vorzuweisen. Dann wird die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt - wir haben im Osten erstmals seit Anfang der 90er-Jahre weniger als eine Million Arbeitslose - auch auf die politische Stimmung durchschlagen.

SUPERillu: Was uns überrascht hat: Ausgerechnet ein Bayer, Verteidigungsminister zu Guttenberg, ist inzwischen der Politiker, der im Osten das höchste Vertrauen genießt. Wie kommt's?

Merkel: Die Ostdeutschen denken zunehmend gesamtdeutsch, Herkunft spielt nicht mehr eine so große Rolle. Hinzu kommt: Karl-Theodor zu Guttenberg ist eine überzeugende und sympathische Persönlichkeit. Er hat Witz und Humor, scheut sich aber andererseits nicht, die Probleme offen anzusprechen.

SUPERillu: Auch Thilo Sarrazin nimmt für sich in Anspruch, Probleme offen anzusprechen - und müsste deswegen die Bundesbank verlassen, soll auch noch aus der SPD fliegen. Viele Ostdeutsche sehen die Meinungsfreiheit in Gefahr, fühlen sich an DDR-Zeiten erinnert...

Merkel: Da empfehle ich einen Besuch in Hohenschönhausen. Dort kann man besichtigen, wo man hinkam, wenn man in der DDR auch nur annähernd Meinungsfreiheit für sich in Anspruch nahm. Zweitens gehört zur Meinungsfreiheit in der Demokratie auch das Prinzip von Rede und Gegenrede. Jemand wie Herr Sarrazin muss damit leben, dass andere - auch die Bundeskanzlerin - widersprechen.

Das Interview führten Jochen Wolff und Dirk Baller.