Merkel würdigt großes Vertrauen zwischen Frankreich und Deutschland

Als Ausdruck großen Vertrauens sieht Bundeskanzlerin Angela Merkel die Einladung des französischen Präsidenten zum gemeinsamen Gedenken an die Schlacht von Verdun. Die Gedenkveranstaltung an diesem Sonntag (29.05.) zeige, wie gut die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich heute seien, sagt Merkel in ihrem neuen Video-Podcast. Teile des Programms würden von deutschen Künstlern gestaltet.

Die Schlacht von Verdun vor 100 Jahren bezeichnet die Bundeskanzlerin als eine der verheerendsten und brutalsten, die es gegeben habe. "Das eigentlich Erschreckende ist", so Merkel, "dass 25 Jahre später eben keinerlei Lehren daraus gezogen wurden, sondern auf den Ersten Weltkrieg der Zweite Weltkrieg folgte". Die historische Verantwortung Deutschlands müsse immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Man könne nicht Zukunft gestalten, wenn man sich nicht auch mit der Vergangenheit beschäftige und sich immer wieder bewusst mache, wie wichtig es sei, "sich jeden Tag für Frieden und für Verständigung einzusetzen".

Europa habe heute schwierige Aufgaben zu bewältigen, sagt Merkel. Es habe Probleme, aber auch "Vieles geleistet und geschafft". Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien sei eine Ernüchterung gewesen. Europa habe die Verantwortung, die Staaten des westlichen Balkans zu einem friedlichen Zusammenleben zu ermutigen. Deshalb habe sich die Bundesregierung für die Einführung der Westbalkan-Konferenz ausgesprochen. Ein Ergebnis sei beispielsweise ein gemeinsames Jugendwerk dieser Staaten.

Angesprochen auf den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen, sagt Merkel, zwischen den beiden Staaten seien die Meinungen über bestimmte Themen schon immer auseinander gegangen. Die Leistung bestehe darin, "dass aus unterschiedlichen Meinungen gemeinsame Kompromisse geschmiedet werden, mit denen wir dann auftreten können". Das hätten Deutschland und Frankreich etwa in der Euro-Krise "sehr gut geschafft". Das gelte auch für die Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung oder für den Schutz der EU-Außengrenzen, wenn es auch unterschiedliche Akzente gebe. "Aber immer und immer wieder haben Deutschland und Frankreich gemeinsame Positionen", betont die Bundeskanzlerin. Allerdings sei noch viel wichtiger, "was für die Menschen selbstverständlich geworden ist", sagt Merkel mit Blick auf den Jugend- und Studentenaustausch oder auch die Forschungszusammenarbeit. "Ich kann nur ermuntern, die Sprache des anderen zu lernen, sich für die Sichtweise zu interessieren. Das bereichert uns, und es stärkt Europa."

Geschichte, sagt die Bundeskanzlerin, spiele für sie "eine sehr große Rolle". Geschichte öffne den Blick dafür, wie große Konflikte in der Vergangenheit gelöst worden seien. Es gebe sehr negative Beispiele, "aus denen wir lernen sollten, dass wir es so nicht wiederholen", aber auch "interessante positive Beispiele". Vor allem, so Merkel, gebe Geschichte "Einblick in das Gefühl von Völkern, von ganzen Nationen". Wenn man etwas über Geschichte wisse, könne man sehr viel besser einschätzen, was einem anderen wichtig sei. Der kürzlich verstorbene Historiker Fritz Stern habe "uns mit auf den Weg gegeben": "Wir dürfen niemals Frieden, Demokratie und gutes Zusammenleben der Länder für selbstverständlich nehmen, sondern jede Generation muss sich das neu erarbeiten."

Hinweis:
Der Video-Podcast ist heute, Samstag, ab 10:00 Uhr unter www.bundeskanzlerin.de abrufbar. Unter dieser Internetadresse ist dann auch der vollständige Text zu finden.