Zum Abschluss des W20-Dialogforums in Berlin hat Kanzlerin Merkel Empfehlungen der Beteiligten entgegengenommen. Zwei Tage lang hatten Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft der G20-Staaten über die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Gesellschaft diskutiert.
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Mit der öffentlichen Übergabe der W20-Forderungen an Bundeskanzlerin Angela Merkel als amtierende G20-Präsidentin ist der W20-Gipfel in Berlin zu Ende gegangen. 400 Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft der G20-Staaten hatten das Dialogforum genutzt, um über zentrale frauenpolitische Themen zu diskutieren. Das Ziel: die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Gesellschaft zu fördern.
Die Bundeskanzlerin versprach, die Empfehlungen der Frauen in den G20-Prozess einzubringen. Sie betonte aber, dass man einen langen Atem brauche. Geduld und Ausdauer seien gefragt, denn bei G20 gelte das Prinzip der Einstimmigkeit. Sie habe keine Macht, ein anderes Land zu etwas zu überreden, was es nicht wolle. Man müsse "persönlich viel sprechen", um in der Sache weiterzukommen. Das wolle sie engagiert angehen, versicherte Merkel.
Die Themen der W20 würden im übrigen auch bei weiteren Treffen der Zivilgesellschaft im Vorfeld des G20-Gipfels eine Rolle spielen, stellte die Kanzlerin klar. Dies gelte sowohl für das Treffen der Gewerkschaftsvertreter (L20) als auch das Treffen der Wirtschaftsvertreter (B20) im Mai.
Die Staats- und Regierungschefs der G20 tagen im Juli in Hamburg. Im Vorfeld treffen sich bereits Vertreter der Zivilgesellschaft aus verschiedenen Bereichen, um ihre Forderungen und Vorschläge in den G20-Prozess einzubringen. In sogenannten Dialogforen erarbeiten sie politische Empfehlungen für den großen Gipfel in Hamburg. Alle Dialogforen sind regierungsunabhängig und suchen sich ihre Schwerpunkte selbst, wobei sie sich an den zentralen Themen der G20 orientieren. Zu diesen Dialogforen gehört auch das zweitägige Women20-Treffen (W20).
Die Kanzlerin erinnerte daran, dass die Staats- und Regierungschefs der G20-Mitgliedstaaten anerkannt hätten, dass die Stärkung von Frauen ein notwendiges Querschnittsthema und ein wichtiges Zukunftsfeld der G20 sei. Auf dem G20-Gipfel 2014 im australischen Brisbane habe man vereinbart, die Lücke in der Erwerbsbeteiligung von Männern und Frauen zu verringern. Das konkrete Ziel lautete, bis 2025 die Erwerbsbeteiligung von Frauen um 25 Prozent zu steigen. Sie glaube nicht, dass ein Mitgliedsland der G20 von diesem Ziel wieder abrücken wolle.
Wenn es nach der W20 geht, soll die wirtschaftliche Stärkung von Frauen ein zentraler Bestandteil der G20-Prozesse werden.
Die Forderungen, die die Teilnehmerinnen des W20-Treffens beschlossen haben, umfassen mehrere Bereiche:
Merkel sah neben der bereits beschlossenen Steigerung der Erwerbstätigkeit von Frauen vor allem den besseren Zugang für Frauen zu Krediten sowie eine verstärkte Gewinnung von Frauen für technische Berufe und Fähigkeiten als Themen für die G20.
Bereits am Dienstag hatte Angela Merkel im Rahmen des W20-Treffens an einer Podiumsdiskussion zur besseren Teilhabe von Frauen in der Arbeitswelt teilgenommen. Dort diskutierte sie unter anderem mit Königin Maxima der Niederlande, IWF-Direktorin Christine Lagarde sowie Ivanka Trump, Tochter und Beraterin von US-Präsident Donald Trump. Eine zentrale Frage lautete, wie weibliches Unternehmertum weltweit im größeren Maßstab gefördert werden kann.
Die Kanzlerin hatte bei dieser Gelegenheit die Errichtung eines Kapitalstocks vorgeschlagen, der Frauen in Entwicklungsländern einen besseren Zugang zu Krediten ermöglichen soll. Länder wie Deutschland, Kanada oder die USA könnten hier ebenso Mittel zur Verfügung stellen wie der Privatbereich. Der Kapitalstock könnte bei der Weltbank angesiedelt und weiter aufgestockt werden. Diese Gelder stünden dann zur Finanzierung von unternehmerischer Selbstständigkeit von Frauen in Entwicklungsländern zur Verfügung. Sie würde alles dafür tun, diese Idee in den politischen Prozess der G20 einzuspeisen, so Merkel.
Weitere Themen der Podiumsdiskussion waren die Einführung von Frauenquoten in der Wirtschaft, fehlende positive weibliche Vorbilder für Frauen im wirtschaftlichen Bereich, eine gute und verlässliche Kinderbetreuung oder auch die Notwendigkeit, die Männer auf dem Weg mitzunehmen.