Merkel: Freue mich für ihn und seine Familie

Deniz Yücel ist frei Merkel: Freue mich für ihn und seine Familie

Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel ist frei. Nach einem Jahr in Haft konnte er die Türkei am Freitagabend verlassen. Kanzlerin Merkel zeigte sich erfreut. Sie dankte allen, die sich für die Freilassung des Journalisten eingesetzt hatten.

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Der aus der Haft entlassene deutsch-türkische-Journalist Deniz Yücel hat die Türkei verlassen.

"Ich freue mich für ihn, für seine Frau und für seine Familie, die ein sehr, sehr schwieriges Jahr der Trennung aushalten musste." So die Reaktion der Kanzlerin auf die Nachricht aus der Türkei über die Freilassung Deniz Yücels.

Merkel dankte allen, die sich für die Freilassung eingesetzt hatten. Dazu gehörten ganz besonders die Bemühungen des Außenministeriums und des Außenministers. "Es zeigt sich, dass Gespräche vielleicht nicht ohne Nutzen sind", sagte Merkel am Freitagmittag am Rande einer Pressekonferenz mit dem polnischen Premier Morawiecki im Kanzleramt.

Merkel dankt Zivilgesellschaft

Die Kanzlerin hob auch das Engagement der Zivilgesellschaft für Deniz Yücel hervor. Viele hätten sich in Deutschland und anderen Ländern beständig für Yücel und sein "Nicht-Vergessen" eingesetzt. Merkel betonte, dass es weitere ähnliche, aber nicht so prominente Fälle wie Yücel in der Türkei gebe. Für alle müsse es ein schnelles rechtsstaatliches Verfahren geben, forderte die Kanzlerin. Dies habe sie auch am Donnerstag bei ihrem Gespräch mit dem türkischen Ministerpräsidenten Yildirim deutlich gemacht.

Bereits am Vormittag hatte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer die Meldungen von der Freilassung Deniz Yücels begrüßt. Zuvor hatte das Auswärtige Amt die Nachrichten aus der Türkei bestätigt.

Außenminister Sigmar Gabriel erklärte zur Freilassung Yücels: "Ich freue mich sehr über diese Entscheidung der türkischen Justiz. Und noch mehr freue ich mich für Deniz Yücel und seine Familie. Das ist ein guter Tag für uns alle. Ich danke ausdrücklich der türkischen Regierung für ihre Unterstützung bei der Verfahrensbeschleunigung."

Merkel sprach mit Yildirim über Yücel

Erst am Donnerstag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim auf ein schnelles rechtsstaatliches Verfahren im Fall Yücel gedrungen. Merkel hatte danach erklärt: "Wir wissen, dass unsere bilateralen Beziehungen in schwerem Fahrwasser waren und zum Teil noch sind. Aber wir bemühen uns Schritt für Schritt, die Fälle zu lösen, die dazu geführt haben."

Sie habe im Gespräch mit Ministerpräsident Yildirim zum wiederholten Male darauf hingewiesen, dass dieser Fall eine besondere Dringlichkeit habe - wie auch alle anderen Fälle. "Die Erwartung, dass es zu einer Anklageschrift kommt, ist groß. Das habe ich gegenüber dem Ministerpräsidenten deutlich gemacht", formulierte Merkel.

Fragen der Rechtsstaatlichkeit

Die Bundeskanzlerin hatte weiter erklärt, dass beide Regierungschefs auch über die Fragen des Rechtsstaats gesprochen hätten. Von deutscher Seite sei immer betont worden, dass man den Versuch eines Staatsstreiches in der Türkei verurteilt habe. Dennoch müsse die Verhältnismäßigkeit bei der Aufklärung gewahrt bleiben. Sie habe deutlich gemacht, "dass wir uns rechtsstaatliche Mechanismen wünschen, und uns für diese auch einsetzen". Man habe hier "eine Vielzahl von Sorgen", so Merkel.

Bedeutung der deutsch-türkischen Beziehungen

Merkel und Yildirim hatten auch über die große Bedeutung der deutsch-türkischen Beziehungen. Auf der einen Seite gebe es Differenzen in der Frage, "wie wir die Werte und deren Umsetzung sehen". Auf der anderen Seite gebe es gemeinsame Interessen - auch in komplizierten Zeiten. Diese beruhten einmal darauf, dass drei Millionen Menschen türkischer Herkunft in Deutschland lebten. Sie stellten eine Brücke für ein vernünftiges Miteinander dar. Die Kanzlerin erwähnte die gemeinsame Mitgliedschaft.