Mädchen-Zukunftstag "ein echter Renner"

Girls'Day im Kanzleramt Mädchen-Zukunftstag "ein echter Renner"

Wenn 24 Mädchen Roboter mit einem Wasserkocher vernetzen oder am PC Rennwagen konstruieren – dann ist Girls'Day im Bundeskanzleramt. Mit der Veranstaltung läutete die Bundeskanzlerin den bundesweiten Mädchen-Zukunftstag am 27. April ein.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Girls' Day im Kanzleramt.

Kanzlerin Merkel empfing am Vortag des bundesweiten Girls'Day Neuntklässlerinnen mit Interesse an Technik.

Foto: Bundesregierung/Kugler

"10.000 Angebote für 100.000 junge Mädchen – der Girls'Day ist also längst ein echter Renner, und das aus gutem Grund", hob Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bedeutung des Mädchen-Zukunftstags hervor. Bereits zum 16. Mal fand der Auftakt zum bundesweiten Girls'Day in der Regierungszentrale statt. Die Kanzlerin hieß nach guter Tradition 24 Neuntklässlerinnen aus drei Berliner Schulen im Kanzleramt willkommen.

Am 27. April 2017 findet der bundesweite Girls'Day für Schülerinnen zum 17. Mal statt. Unternehmen und Forschungsinstitute, Verwaltungen, Verbände und Einrichtungen in ganz Deutschland öffnen ihre Türen für Mädchen im Alter von zehn bis 17 Jahren. Inzwischen ist es Tradition, dass die Kanzlerin den Aktionstag einen Tag zuvor eröffnet.

Der Girls'Day biete eine gute Gelegenheit, einmal einen Blick in die Zukunft auf spannende Arbeitsfelder zu werfen. Und damit vielleicht auch auf ein Gebiet, in dem man selbst seine berufliche Zukunft suche, sagte die Bundeskanzlerin.

Nichts fürchten, nur verstehen

Merkel warb besonders für die sogenannten MINT-Fächer: "Wir haben einen riesigen Fachkräftebedarf in diesem Bereich. Das heißt, wer Lust hat, sich da zu engagieren, der hat eine gute berufliche Zukunft vor sich." Es freue sie deshalb sehr, dass auch immer mehr junge Frauen ein Studium in diesen Fächern aufnähmen.

Passend zum Thema sollten die Mädchen im Kanzleramt eine Schätzfrage beantworten: "Wie viel Prozent der Studierenden, die im Wintersemester 2016/17 ein Studium der Ingenieurwissenschaften aufgenommen haben, waren Frauen?" Merkel löste auf: "Haargenau 24,74 Prozent; also nur ungefähr ein Viertel."

Es gäbe noch immer viele Mädchen, die sich fragen, ob Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik oder Chemie nicht zu schwierig sei. Als Antwort zitierte Merkel die zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie: "Man muss nichts im Leben fürchten, man muss nur alles verstehen."

Das wollte auch die Bundeskanzlerin und besuchte die Stationen des Technik-Parcours. Bei sieben Unternehmen und der Bundespolizei konnten die Mädchen Angebote ausprobieren. Sie kommen aus drei Berliner Schulen: der Gustav-Langenscheidt-Schule (Integrierte Sekundarschule), der Merian-Schule (Integrierte Sekundarschule) und dem Willi-Graf-Gymnasium. Ausführlich erklärten sie dann der Bundeskanzlerin, was sie am Vormittag im Kanzleramt erlebt, konstruiert und gelernt haben.

"Nicht die faulen Apfelsinen nach vorne legen"

Lois beschrieb, wie Stimmungen mit passender Technik von Augenbewegungen abgeleitet werden können. Merkel wollte wissen, wo man das brauche. Um im Supermarkt zu analysieren, wo die Käufer hinschauen, gab die Schülerin als Beispiel an. Dann könne man das Sortiment entsprechend anordnen. "Eins wissen wir schon: Nicht die faulen Apfelsinen nach vorne legen", scherzte die Kanzlerin.

Rodina ist vor einem Jahr aus Mossul geflüchtet. Nun zeigte sie der Kanzlerin, wie man einen Rennwagen am Computer konstruiert. Daneben stand der fertige Bausatz. "Tolle Sache", staunte die Kanzlerin.

Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Girls' Day im Kanzleramt.

Die Kanzlerin machte Bekanntschaft mit Haushalts-Roboter Pepper.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Während sie noch den Schülerinnen lauscht, klingt aus einer anderer Richtung eine blecherne Stimme. "Ich habe erkannt: Person, Teekanne, Box." Es ist Pepper – ein Roboter, der sich mit Haushaltsgeräten vernetzen kann. Die Mädchen haben ihn so trainiert, dass er beim Erkennen einer Tee-Schachtel automatisch den Wasserkocher anschaltet. Die Kanzlerin reicht Pepper die Hand, der das prompt erwidert.

Die Welt verändere sich durch Digitalisierung, aber man müsse auch verstehen, was dahinter stehe, sagte Merkel. Ihr Aufruf laute daher: "Nutzt alle Chancen, nicht nur den heutigen Girls'Day!"

Mädchen-Zukunftstag hat Nachahmer gefunden

Der Girls'Day wurde 2001 vom Bundesbildungsministerium zunächst nur für Unternehmen der IT-Branche gemeinsam mit der Initiative D21 initiiert. Seither haben rund 1,7 Millionen Mädchen daran teilgenommen. Im vergangenen Jahr nutzten etwa 100.000 Schülerinnen das Angebot.

Der Tag wird von den Mädchen als hilfreich beurteilt: 94 Prozent der befragten Teilnehmerinnen gaben ihm 2015 die Wertung "sehr gut" oder "gut". Gleiches gilt für gut 87 Prozent der Unternehmen. 33 Prozent der Firmen, die mehrfach teilgenommen haben, erhielten Bewerbungen auf Praktikums- oder Ausbildungsplätze von Girls'Day-Teilnehmerinnen.

Der Girls'Day nach deutschem Vorbild hat bereits in mehr als 20 weiteren Ländern Nachahmung gefunden.