Dankbar für die deutsch-niederländische Freundschaft

Kanzlerin beim niederländischen Befreiungstag Dankbar für die deutsch-niederländische Freundschaft

„Wir Deutschen werden nie vergessen, dass die Niederlande uns nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand zur Versöhnung gereicht haben.“ Das sagte Kanzlerin Merkel am Mittwoch bei der Gedenkveranstaltung zum niederländischen Befreiungstag, bei der sie eine Rede hielt und mit jungen Niederländern über Freiheit sprach.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit Studentinnen und Studenten via Videokonferenz.

Mit jungen niederländischen Studentinnen und Studenten diskutierte Kanzlerin Merkel über das Thema Freiheit.

Foto: Bundesregierung/Denzel

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat an der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung der Niederlande teilgenommen. Sie hielt eine Rede und diskutierte mit jungen Niederländerinnen und Niederländern zum Thema Freiheit. Die Kanzlerin nannte es eine „außerordentliche Ehre“, am niederländischen Befreiungstag sprechen zu dürfen. Ihre Einladung erachte sie als „besonderes Zeichen der Freundschaft zwischen den Niederlanden und Deutschland.“ 

Die Niederlande feierten am Mittwoch zum 76. Mal den Bevrijdingsdag, den Befreiungstag. Damit erinnerte das Königreich an das Ende der Besatzung durch das nationalsozialistische Deutschland am 5. Mai 1945. Kanzlerin Merkel nahm per Videoschalte an der Gedenkveranstaltung in Den Haag mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte teil. Im Vorjahr musste ihre Teilnahme aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig entfallen.

„Immerwährende Verantwortung Deutschlands“

Merkel erinnerte an das „unermessliche Leid“ vieler Menschen in den Niederlanden während des Zweiten Weltkrieges. So sei der 5. Mai 1945 für die Niederlande „das lang ersehnte Ende der Verbrechen“ Nazideutschlands gewesen. Beispielhaft erwähnte Merkel das Schicksal der von den Nationalsozialisten ermordeten Anne Frank, von dem sie „zutiefst erschüttert“ sei. Das jüdische Mädchen hielt seine Erlebnisse während des Krieges im Exil in Amsterdam in einem weltberühmt gewordenen Tagebuch fest.

„Nichts kann die Lücken füllen, die die Ermordeten hinterlassen haben“, bekräftigte Merkel. Sie stellte klar: „Die begangenen Verbrechen verjähren nicht, die Erinnerung daran wachzuhalten ist immerwährende Verantwortung Deutschlands.“

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Video „Wir Deutschen werden nie vergessen, dass die Niederlande uns die Hand zur Versöhnung gereicht haben“

Weltweiter Einsatz für Frieden und Freiheit

Die Bundeskanzlerin würdigte die Niederlande als „ein Land, das sich weltweit gegen Unterdrückung und für Frieden und Freiheit einsetzt.“ Kaum eine Stadt veranschauliche dies mehr als Den Haag, in der in diesem Jahr der Befreiungstag gefeiert werde. Als Sitz des Internationalen Gerichtshofes und des Internationalen Strafgerichtshofes sei Den Haag eine „Stadt des Rechts“, sagte Merkel.

Corona-Pandemie – „Freiheit in Verantwortung“ leben

Im Jahr 2021 könne das Thema Freiheit nicht behandelt werden, ohne an die derzeitigen Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie zu denken, sagte die Kanzlerin. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg seien aktuell die Grundfreiheiten des Lebens in einem Maße eingeschränkt, wie das vor der Pandemie außerhalb der Vorstellungskraft gelegen habe. Jedoch sei auch hier wichtig, dass Freiheit immer als „Freiheit in Verantwortung“ zu unseren Mitmenschen verstanden werden müsse.

Die Hand zur Versöhnung gereicht

„Wir Deutschen werden nie vergessen, dass die Niederlande uns nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Zivilisationsbruch der Schoah die Hand zur Versöhnung gereicht haben“, sagte Merkel. Deutschland werde immer dankbar dafür sein, dass daraus die deutsch-niederländische Freundschaft erwachsen konnte. 

Vielfältige Freundschaft und Partnerschaft
Deutschland und die Niederlande arbeiten in vielen Feldern eng zusammen, zum Beispiel bei Klima und Energie, aber auch bei europapolitischen Fragen. Diese Themen standen auch im Mittelpunkt der dritten deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen im Oktober 2019.

Im Jahr 2020 waren die Niederlande überdies zum vierten Mal in Folge Deutschlands größter Handelspartner in der EU und der zweitgrößte weltweit. Der Handelsumsatz Deutschlands mit den Niederlanden und Belgien übersteigt sogar den mit China deutlich.

Entschieden gegen Antisemitismus und Rassismus

Jeder und jede Einzelne könne etwas dazu beitragen, die europäischen Werte auch in der heutigen Zeit zu verteidigen, die Demokratie zu wahren, Menschenrechte zu stärken und Schwache zu schützen. Die schrecklichen Anschläge von Kassel, Halle und Hanau in jüngerer Zeit hätten in Deutschland gezeigt, wie nötig dies auch heute sei, bekräftigte Merkel.

Die Bundeskanzlerin beendete ihre Rede mit einem Appell an die gemeinsame Verantwortung aller für den Frieden. „Diese Angriffe mahnen uns, dass wir uns als Bürgerinnen und Bürger gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus, gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entschieden wenden müssen.“