Guter Journalismus ist ein wichtiger Erfolgsfaktor

Merkel auf Zeitungskongress Guter Journalismus ist ein wichtiger Erfolgsfaktor

Lokalzeitungen gehören in Deutschland zum Alltag von Millionen Menschen. Die Bundeskanzlerin unterstrich in Berlin die Bedeutung einer vielfältigen, unabhängigen und meinungsstarken Presse. Angesichts aggressiver Hetze im Netz forderte Merkel eine Kommunikationskultur auch im Internet.

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Die Kanzlerin am Rednerpult

Die Bundeskanzlerin unterstrich die Bedeutung einer vielfältigen, freien, unabhängigen und meinungsstarken Presse.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

In Deutschland gibt es rund 350 Tageszeitungen – viele davon mit verschiedenen Lokalausgaben. Verkauft werden rund 16 Millionen Tageszeitungsexemplare, dabei fällt mit etwa 12 Millionen der größte Anteil auf lokale und regionale Blätter.

Mit ihrer regionalen Verwurzelung sei die Lokalzeitung Teil des Alltags von Millionen von Menschen, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Kongress Deutscher Lokalzeitungen in Berlin. Gefragt seien dabei verständliche und alltagstaugliche Erklärungen, klare Hintergrundanalysen und Orientierungshilfen. "Darin liegt nach meiner Überzeugung eine große Chance für Zeitungen", sagte Merkel.

Für eine Kommunikationskultur im Internet

Die Bundeskanzlerin unterstrich die Bedeutung einer vielfältigen, freien, unabhängigen und meinungsstarken Presse. Infrage gestellt werde der Mehrwert einer vielfältigen Medienlandschaft, wenn Journalisten, Zeitungen oder Verlage leichtfertig und pauschal kritisiert würden. "Das ist beschämend für ein Land, das sich als aufgeklärt ansieht", betonte Merkel. Besonders aggressive Hetze sei im Netz zu erleben. Die Kanzlerin forderte daher eine Kommunikationskultur auch im Internet - "und zwar eine, die die Würde des Menschen achtet, wie es in unserem Grundgesetz steht."

Gute Journalisten bezeichnete die Kanzlerin als "das wertvollste Kapital von Zeitungen". In der sich wandelnden Medienwelt bleibe der gute Journalismus ein wichtiger Erfolgsfaktor. "Diesen Erfolgsfaktor zeichnen nicht nur intellektuelle und handwerkliche Qualitäten aus, sondern auch ein klares Berufsethos. Dies umfasst Seriosität, Unbestechlichkeit, Gründlichkeit der Recherche ebenso wie eine klare Trennung redaktioneller Inhalte und Werbung."

Damit auch Journalisten eine faire Vergütung ihrer Leistungen erhalten, habe die Bundesregierung mit der geplanten Reform des Urhebervertragsrechts einen Gesetzentwurf beschlossen. Er soll eine angemessene Teilhabe der Urheber an der Wertschöpfung aus ihren Werken sicherstellen.

Merkel: Verlage müssen wirtschaftlich arbeiten können

Andererseits müssten auch Verlage wirtschaftlich arbeiten können. Merkel wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass schon in der vergangenen Legislaturperiode Fusionen von Presseunternehmen erleichtert wurden. "Geplant ist nun außerdem, betriebswirtschaftliche Kooperationen von Verlagen unterhalb der redaktionellen Ebene zu erleichtern." Auch bei den steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für die Medienbranche sei man einen großen Schritt vorangekommen.

In ihrer Rede ging Merkel auch auf das Thema Datenschutz ein. Ausdrücklich begrüßte sie die Datenschutz-Grundverordnung, die nun endlich einen EU-weit einheitlichen Rechtsrahmen bedeute. "Dieser verknüpft Schutzstandards mit vernünftigen Bedingungen für datenbasierte Geschäftsmodelle", erklärte sie.

Koexistenz klassischer und neuer Medien

Mit dem digitalen Wandel sei für die Zeitungsverlage die Aufgabe verbunden, zeitgemäße Geschäftsmodelle zu entwickeln. Lokale Printmedien fänden längst ihre Ergänzung durch Apps und Internetangebote. Ein Miteinander und Nebeneinander gedruckter und elektronischer Angebote, das Merkel durchaus positiv wertet.

"Die Erfahrung ist also, dass klassische Medien von neuen Medien zwar bedrängt, aber keineswegs verdrängt werden. Der Wettbewerb führt vielmehr zu einer Differenzierung bisheriger Angebote und schließlich zu einer Koexistenz der verschiedenen Medien, die sich bezahlt machen kann. So ermöglicht das Internet traditionellen Zeitungen eine neue Reichweite, und umgekehrt gewinnen digitale Angebote durch die Qualität der Zeitungsredaktion", lautete das Fazit der Kanzlerin.

Der Kongress Deutscher Lokalzeitungen findet am 10. und 11. Mai in Berlin statt. Veranstaltet wird er vom Verband Deutscher Lokalzeitungen. Die Kanzlerin hielt am Dienstagvormittag die Hauptansprache.