Welche Qualifizierungen brauchen Beschäftigte für die digitale Arbeitswelt? Um die richtigen Weiterbildungsangebote zu schaffen, seien in erster Linie die Betriebe und Tarifpartner gefragt, so Bundeskanzlerin Merkel beim Arbeitnehmerkongress der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.
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Der Kongress stand unter dem Motto "Weiterbildung im digitalen Zeitalter". Darüber diskutierten Experten aus Wissenschaft und Politik mit Vertretern der Sozialpartner.
Trotz der guten Situation auf dem Arbeitsmarkt gebe es auch eine große Unruhe bei den Beschäftigten, so Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede. Viele würden sich fragen, was der digitale Wandel für sie als Arbeitnehmer und für ihren Beruf bedeute. Dabei zeige sich bereits, dass sich die Art der Beschäftigung verändere, aber nicht die Beschäftigtenzahl, erklärte Merkel.
Die Arbeitswelt verändert sich, weil Roboter und künstliche Intelligenz den Menschen Tätigkeiten abnehmen. Apps und mobiles Arbeiten erleichtern vieles, fordern aber auch neue Kenntnisse von den Beschäftigten.
Digitalisierung bietet Chancen und schafft neue Produkte, Dienstleistungen und Arbeit. Wer als Unternehmen innovativ sein will, braucht innovative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Unternehmen selbst könnten am besten ihren Weiterbildungsbedarf benennen, so die Bundeskanzlerin.
Bisher finden 70 Prozent der Weiterbildungen in den Unternehmen statt. Mehr als jeder Zweite im erwerbsfähigen Alter nimmt an beruflichen Fortbildungen teil. Das gilt auch für die älteren Beschäftigten zwischen 55 und 64 Jahren. Wo es Betriebsräte gebe, könne auf staatliche Regulierung verzichtet werden, sagte Merkel.
Allerdings gebe es zum Beispiel in der Dienstleistungsbranche wenig Tarifbindung. Kleine und mittlere Betriebe seien nicht wie Großunternehmen in der Lage, auf alle wechselnden Anforderungen zu reagieren. Hier dürfe der Staat nicht untätig bleiben.
Außerbetriebliche Weiterbildungsangebote wären der Kanzlerin zufolge eine Möglichkeit, wenn eine bestimmte Weiterbildung im Betrieb nicht möglich sei. Große Unternehmen sollten mit ihren Zulieferern kooperieren, damit diese sich auf neue Produktions- und Qualifikationsanforderungen einstellen könnten.
Merkel schlug vor, dass die BA künftig auch Weiterbildungsberatung für Beschäftigte anbieten könnte. Zuerst seien aber die Betriebe gefragt. Sie müssten den Bedarf identifizieren.
Infolge der demografischen Entwicklung werde es bis 2030 sechs Millionen weniger erwerbstätige Menschen geben. Darum sei es wichtig, das Fachkräftepotenzial weiter zu entwickeln, belkräftigte die Kanzlerin.
Angefangen bei den Schulen: Diese benötigten eine bessere digitale Ausstattung. Lehrerinnen und Lehrer müssten für digitalen Unterricht qualifiziert werden. Beides seien Schwerpunkte für die Bildungsarbeit in der nächsten Legislaturperiode, kündigte die Bundeskanzlerin an.
Die duale Berufsausbildung müsse gestärkt werden, die Hochschulen durchlässiger für leistungsstarke Fachkräfte sein, ergänzte Merkel. Und schließlich müsse weiter für die MINT-Berufe geworben werden. Denn 22 bis 23 Prozent Studienanfänger in den Ingenieurswissenschaften seien zu wenig.
Heute könnten überall Ältere von Jüngeren lernen. Mit dem "Internet der Dinge" und der künstlichen Intelligenz müssten sich alle auf "Lebenslanges Lernen" einstellen.
Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die beruflich am Ball bleiben und weiterkommen wollen, gibt es staatliche Förderung: zum Beispiel das Aufstiegs-BAföG. Für Geringqualifizierte und kleine und mittlere Unternehmen gibt es ebenfalls Weiterbildungsförderung.