Europa attraktiver machen

Merkel beim WDR-Europaforum Europa attraktiver machen

"Europa kann sich nicht einfach abschotten", sagte die Kanzlerin beim WDR-Europaforum. Sie sprach sich zudem für ein Bekenntnis zum Friedensprojekt Europa und zu den europäischen Werten aus. Dafür seien aber der Schutz der Außengrenzen und die Übernahme von mehr Verantwortung in der Welt wichtig, so Merkel.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel diskutiert beim WDR-Europaforum mit den Journalisten Roger de Weck und Tom Buhrow.

Merkel: Wo Europa einen Mehrwert darstellt, muss es auch funktionsfähig sein.

Foto: Bundesregierung/Güngör

Europa müsse gemeinsam Verantwortung übernehmen, so Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Interview im WDR-Europaforum. Als Beispiel nannte sie etwa die weltweite Flüchtlingskrise, hier habe die EU die Fluchtursachen und internationale Schlepperbanden zu bekämpfen.

Nur so könne Europa die Herausforderungen der Globalisierung meistern. "Wenn wir für den Klimaschutz, für die Würde des Menschen, für Freiheiten kämpfen, dann tun wir das doch mit 500 Millionen Europäern sehr viel nachhaltiger", so Merkel, als wenn jedes europäisches Land das alleine tun würde. Das Fundament bildeten dabei die Friedensidee der europäischen Integration, die Europäische Wertegemeinschaft, aber auch die Strahlkraft des Europas der Vaterländer.

Europa muss attraktiver werden

Die Bundeskanzlerin zeigte sich nochmals von der engeren Zusammenarbeit mit der Türkei überzeugt. Das gelte auch in der aktuellen Flüchtlingskrise. Von Anfang des Jahres bis zum Inkrafttreten des EU-Abkommens mit der Türkei seien mehr als 350 Menschen bei der Flucht ums Leben gekommen, seit dessen Inkrafttreten seien sieben Menschen gestorben, so Merkel. "Allein schon die Menschenleben zu retten und nicht noch Leuten Geld in die Kassen zu spülen, lohnt eine solche Abmachung mit der Türkei."

Die Kanzlerin forderte aber auch, dass Europa wieder attraktiver für die Menschen werden müsse. Als Beispiel nannte Merkel insbesondere die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Trotz der niedrigen Zinsen würde in Europa zu wenig investiert. Deshalb seien bessere Rahmenbedingungen durch Strukturreformen und mehr Forschung notwendig. Das sei auch der Grund für die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland.

EU im Krisenmodus?

Das Interview fand im Rahmen des WDR-Europaforums statt. Die Veranstaltungsreihe findet im Auswärtigen Amt in Berlin statt. "Europa ohne Europäer? Die EU im Krisenmodus. Europa verändert sich" - so der Titel des Diskussionsforums. Hierbei stellen sich Politikerinnen und Politiker aus ganz Europa aktuellen Fragen zur EU-Politik - unter ihnen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, und der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz.

Die Kanzlerin sprach mit dem WDR-Intendanten Tom Buhrow und dem Generaldirektor der Schweizer Rundfunk- und Fernsehgesellschaft, Roger de Weck.

Appelle an europäische Einigkeit

EU-Kommissionspräsident Juncker sagte, Europas Vertrauenskrise sei unverkennbar. Jedoch sei Europa aus jeder Krise gestärkt hervorgegangen. Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, appellierte in seiner Video-Botschaft an die europäische Einigkeit: "Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts können wir nur gemeinsam meistern."

Auch Bundesaußenminister Steinmeier verwies auf die Errungenschaften der Europäischen Union, gerade in Krisenzeiten: "Je vernetzter diese Welt und je ernster ihre Krisen, desto mehr müssen wir uns auf Partner jenseits unserer nationalen Grenzen verlassen können". Keine andere Region auf der Welt habe das so lange und so erfolgreich eingeübt wie die Europäische Union, so der Außenminister.

Das WDR-Europaforum findet in diesem Jahr zum 19. Mal statt. Zusammen mit der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland hatte der WDR 1997 das zweitägige Forum initiiert. Seitdem wird es jährlich veranstaltet – jeweils in verschiedenen europäischen Städten. Bei der internationalen Konferenz diskutieren europäische Spitzenpolitiker über die europäische Integration.