Erinnern im Geiste der Versöhnung

Brandanschlag von Solingen Erinnern im Geiste der Versöhnung

"Auf eine unmenschliche Tat haben Sie mit menschlicher Größe reagiert." Mit diesen Worten wandte sich die Bundeskanzlerin zum Jahrestag des Brandanschlags an Mevlüde Genç. Sie hatte fünf Familienmitglieder verloren. Statt Rachegefühle zu hegen, "haben Sie sich für Versöhnung und Verständigung ausgesprochen".

1 Min. Lesedauer

Angehörige legen Blumen auf die Särge

Nach den Brandanschlägen in Solingen 1993 wurden die Opfer der Tat in der Türkei beigesetzt.

Foto: Bundesregierung/Stutterheim

"Die Lücke in der Familie und der Schmerz - sie bleiben. Für immer." Auch 25 Jahre später sind die Schrecken des Brandanschlags von Solingen noch immer kaum zu begreifen. Diese Tat "ist eine Schande für unser Land". So etwas dürfe in Deutschland nie wieder vorkommen. An Familie Genç gewandt, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Es liegt mir am Herzen, dass Sie und Ihre ganze Familie sich in Deutschland sicher und wohl fühlen, dass Sie sich hier heimisch fühlen."

Bundeskanzlerin Merkel bei der Gedenkfeier zu Ehren der Opfer in Solingen

Bundeskanzlerin Merkel mit Mevlüde Genç bei der Gedenkfeier zu Ehren der Opfer in Solingen.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Vorbild an Humanität und Menschlichkeit

In ihrer Rede würdigte die Bundeskanzlerin, wie sich Mevlüde Genç nach dem feigen Anschlag auf ihre Familie verhalten hat. Frau Genç sei nicht in Wut und Rachegedanken versunken, sie habe Deutschland nicht verlassen, sondern immer wieder die Hand zur Verständigung und Versöhnung ausgestreckt. Mevlüde Genç sei ein Vorbild an Humanität und Menschlichkeit, sagte die Kanzlerin.

Tat mit rechtsextremen Hintergrund

Das durch einen Brandanschlag zerstörte Haus in Solingen.

Rechtsradikale hatten das Haus mit Benzin in Brand gesteckt.

Foto: Bundesregierung/Faßbender

In der Nacht vom 28. auf den 29. Mai 1993 brannte das Haus von Familie Genç nahezu bis auf die Grundmauern nieder. Zwei Töchter von Mevlüde Genç, zwei Enkelinnen und eine Nichte wurden getötet. Acht weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
Die Tat hatte einen rechtsextremen Hintergrund. Die vier Täter wurden wegen fünffachen Mordes, 14-fachen Mordversuchs und besonders schwerer Brandstiftung zu Jugend- und Haftstrafen zwischen zehn und 15 Jahren verurteilt.

Die Gedenkstunde in Düsseldorf wurde von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen ausgerichtet. Neben der Bundeskanzlerin sprachen der Ministerpräsident des Landes NRW, Armin Laschet, sowie der türkische Außenminister Çavuşoğlu zu den rund 50 Teilnehmern. Darunter Familie Genç, Mitglieder der Landesregierung sowie die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Widmann-Mauz.

Bundespräsident Steinmeier dankt Mevlüde Genç

Bereits vergangene Woche hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Mevlüde Genç in das Schloss Bellevue eingeladen. Dabei betonte er die Verpflichtung unserer Gesellschaft und unserer Institutionen, "alle Bürgerinnen und Bürger zu schützen, gleich welcher Herkunft".