Ehrung für die Kanzlerin

Eugen-Bolz-Preis Ehrung für die Kanzlerin

Kanzlerin Merkel ist in Stuttgart mit dem "Eugen-Bolz-Preis" ausgezeichnet worden. Der Preis würdigt Merkels Eintreten für humanitäre und christliche Werte. Damit habe sie ihre Haltung und demokratische Gesinnung sichtbar gemacht und beispielgebend vorgelebt - wie der Namensgeber des Preises, Eugen Bolz.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält in Stuttgart den Eugen-Bolz-Preises 2017.

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher überreichte der Kanzlerin die Preisurkunde.

Foto: Bundesregierung/Steins

Die Entscheidung, den Preis an die Bundeskanzlerin zu verleihen, sei sehr bewusst getroffen worden. Das hatte der Vorsitzende des Stiftungsrats, Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher, bereits vorab betont.

Engagement für Willkommenskultur

Angela Merkel trete engagiert für die humanitären und christlichen Werte der Europäischen Union ein. Sie bestärke die vielen Ehrenamtlichen in der Willkommenskultur. Auch grenze sich die deutsche Regierungschefin klar von rechtsradikalen Bewegungen und Parteien ab.

Merkels Haltung spiegele sich in ihrer Aussage über Flüchtlinge: "Es kommen keine Menschenmassen, sondern es kommen einzelne Menschen zu uns. Niemand, egal warum er sich auf den Weg macht, verlässt leichtfertig seine Heimat."

Eugen Bolz war in der Weimarer Republik ein weithin geachteter Staatspräsident des damaligen Landes Württemberg. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verlor er seine Ämter. Er schloss sich dem Widerstand um Carl Goerdeler an. Nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Bolz im Januar 1945 vom nationalsozialistischen Regime hingerichtet.

Laudatio von Kardinal Marx

Die Preisverleihung fand im Neuen Schloss in Stuttgart statt. Die Laudatio auf die Bundeskanzlerin hielt Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Mit der Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge habe Merkel "ein wichtiges Zeichen der Humanität gesetzt und in der Politik ein Beispiel christlicher Nächstenliebe gegeben", sagte Marx in seiner Laudatio. Die Kanzlerin handle aus dem christlichen Glauben heraus, ohne ihre Überzeugungen vor sich herzutragen, so der Erzbischof von München und Freising weiter.

Marx wandte sich in seiner Rede auch gegen Rechtspopulisten, die sich oft in einem Tonfall profilierten, der ins Menschenverachtende umschlage. Dort existiere ein "verkrampfter Begriff der Nation", es würden undifferenzierte Schaukämpfe gegen den Islam geführt. "Ein Rückzug auf das Nationale, auf das Geschlossene, ist keine christliche Option", betonte Marx.

Eugen Bolz als Vorbild

Die Kanzlerin bedankte sich für die Ehrung: "Wenn man gewöhnt ist, seinen ganzen Tag eigentlich sozusagen eher im Kampf zu verbringen, ist es ein bisschen komisch, wenn man hier eine Stunde lang so viel Gutes hört. Aber ich werde es weitergeben im Sinne von Eugen Bolz."

Merkel bezog sich in ihrer Dankesrede auf die Lebensgeschichte von Eugen Bolz. Diese führe den Schrecken und das Leid durch ein Terrorregime vor Augen. Zugleich öffne sie aber auch den Blick für das Glück, in einer Demokratie, in Freiheit und in Frieden mit unseren Nachbarn in Europa leben zu dürfen. Wie die Kanzlerin bekräftigte, sei dies Männern und Frauen zu verdanken, die ähnliche Grundüberzeugungen wie Eugen Bolz vertraten: eine tiefe demokratische Gesinnung, Verantwortungsbewusstsein sowie eine christliche Verbundenheit mit dem Nächsten.

"Selbst bei Todesgefahr haben Menschen wie Eugen Bolz, Dietrich Bonhoeffer und viele, viele andere die Kraft aufgebracht, Zuversicht auszustrahlen. Das sollte uns heute ein Beispiel sein, fest zu unseren Grundwerten zu stehen und nicht schon am dritten Tag zu verzagen und alles in Zweifel zu stellen" appellierte Merkel.

Wen ehrt der Eugen-Bolz-Preis?

Die Eugen-Bolz-Stiftung besteht seit 2007. Sie erwuchs aus einem 1949 gegründeten gleichnamigen Verein. Träger der Stiftung sind die Stadt Rottenburg und die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Stiftung vergibt in unregelmäßigen Abständen den Eugen-Bolz-Preis. Dieser wird verliehen an Persönlichkeiten, "die in besonders hervorragender Weise Leben, Wirken und Denken von Dr. Eugen Bolz sichtbar und erfahrbar machen". Ziel ist, hiermit das Gedächtnis an Eugen Bolz zu bewahren und totalitären Tendenzen in der Gesellschaft entgegenzuarbeiten.

Bisherige Preisträger waren beispielsweise Wanda Póltawska, Ärztin, Psychologin und KZ-Überlebende (2006), Erwin Teufel, Ministerpräsident a.D. (2008), Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland (2010) und Robert Antretter, langjähriger Bundesvorsitzender der Lebenshilfe und Mitglied des Deutschen Bundestages (2014).

Der Eugen-Bolz-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Kanzlerin spendet das Preisgeld zu gleichen Teilen den Schulen in Baden-Württemberg, die nach Eugen-Bolz benannt sind.