Die Fabrik der Zukunft

Hannover Messe Die Fabrik der Zukunft

Bundeskanzlerin Merkel hat der Wirtschaft Offenheit beim Zusammenwachsen der klassischen Industrie mit der digitalen Welt empfohlen. Darüber hinaus müsse Europa eine Aufholjagd in der Informations- und Telekommunikationstechnologie starten, forderte die Kanzlerin zur Eröffnung der Hannover Messe.

2 Min. Lesedauer

Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihres Rundgangs auf der Hannover Messe an einem Stand.

"Industrie 4.0." ist das zentrale Thema der Messe.

Foto: Bundesregierung/Kugler

"Vertragen Sie sich, seien Sie neugierig auf das, was kommt, und hängen Sie nicht zu sehr an Ihren alten einzelnen Branchen", sagte die Kanzlerin am Sonntagabend an die Adresse der deutschen Wirtschaftsverbände. Sie begrüßte, dass sich die betroffenen Branchen in der Plattform "Industrie 4.0." zusammen geschlossen haben.

Mit Blick auf die sich künftig selbst organisierende Fabrik, betonte Merkel, der Mensch dürfe dabei nicht aus den Augen verloren werden. Sie sei aber gespannt, wann der erste Betriebsrat einer derartigen Fabrik gegründet werde.

Aufruf zu mehr Innovationskraft

Merkel rief die Europäer dazu auf, gemeinsam eine Aufholjagd in der Informations- und Telekommunikationstechnologie zu starten. In vielen Bereichen hätten die europäischen Länder den Anschluss an Konkurrenten in der Welt verloren. Deshalb sei ein gemeinsamer Kraftakt notwendig. So müsse die EU-Kommission bei der Forschung einen Schwerpunkt auf die Entwicklung etwa von Routern oder Chips legen. Auch Deutschland müsse seine Innovationsfähigkeit steigern.

"90 Prozent des Wachstums finden außerhalb von Europa statt", mahnte die Kanzlerin. "Insofern müssen wir uns sputen und alles dafür tun, dass wir unseren Mehrwert auch wirklich nutzen." Europa dürfe die nächste industrielle Revolution nicht verschlafen.

Gastland Niederlande

Sie setze besonders auf eine enge Kooperation mit Firmen aus den Niederlanden und Großbritannien, betonte Merkel. Die Niederlande sind in diesem Jahr mit 270 Ausstellerfirmen Gastland der weltgrößten Industrie-Messe. Unter dem Motto "Global Challenges, Smart Solutions" zeigen die Unternehmen aus den Niederlanden richtungweisende Lösungen für die industriellen Herausforderungen der Zukunft.

Zu Beginn ihres traditionellen Messerundgangs am Montag eröffnete die Kanzlerin mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte den niederländischen Pavillon. Merkel und Rutte zeigten sich beeindruckt von der Zusammenarbeit von Firmen aus beiden Ländern und von den gezeigten technischen Innovationen. Rutte betonte, dass Deutschland für die Niederlande der wichtigste Handelspartner sei. 2013 habe das Handelsvolumen 167 Milliarden Euro betragen und er fügte hinzu: "Da ist noch mehr drin".

Industrie 4.0

Auf Grund einer zunehmenden Integration tauschen Maschinen, Anlagen, Werkstücke und Zulieferer künftig immer mehr Informationen untereinander aus. Wie weit die Branche bereits auf diesem Weg einer integrierten Industrie fortgeschritten ist, zeigt die Hannover Messe.

Das Schlüsselwort lautet "Industrie 4.0". Die Wirtschaft steht an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution: nach Dampfmaschine, Massenproduktion per Fließband und Automatisierung treiben nun die Informationstechnologien die Produktion voran. Hier geht es um das Verschmelzen der digitalen, softwaregesteuerten Welt mit der Produktion.

Die Industrieproduktion wird gekennzeichnet sein durch eine starke Individualisierung der Produkte unter den Bedingungen einer hoch flexibilisierten (Großserien-) Produktion. Auch die weitgehende Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse und die Verkopplung von Produktion und hochwertige Dienstleitungen werden weiter voranschreiten.

Die Hannover Messe findet seit 1947 im Frühjahr statt. Sie ist die wichtigste Industrieschau der Welt. In diesem Jahr nehmen über 5.000 Aussteller teil. 51 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland. Nach Deutschland mit rund 2.500 Teilnehmern folgen China mit gut 500, Italien mit 267 und das Partnerland Niederlande mit 270 Teilnehmern. Die Messe dauert vom 7. bis 11. April.