Benachteiligung abbauen

Inklusion Benachteiligung abbauen

Gemeinsam leben, arbeiten und die Freizeit gestalten – dies ist das Konzept der SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen-Hohenwieden. In ihrer Rede auf dem Jahresempfang des SOS-Kinderdorfs setzte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel dafür ein, die Inklusion behinderter Menschen weiter voranzutreiben.

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Merkel steht an einem Tisch, an dem Menschen mit Behinderung Näharbeiten machen

Merkel: Für behinderte Menschen muss noch viel getan werden

Foto: Bundesregierung/Eberstein

Etwa 100 Menschen bilden die Dorfgemeinschaft, davon haben mehr als 60 Lern- und Denkbeeinträchtigungen. Aber die 1998 gegründete Gemeinschaft ist keine abgeschiedene Idylle, sondern aktiver Posten im Leben der Kreisstadt. 

Leben und arbeiten in Überschaubarkeit

Grimmen liegt etwa auf halber Strecke zwischen Stralsund und Neubrandenburg. Die SOS-Dorfgemeinschaft Hohenwieden bildet einen eigenständigen Ortsteil der Kreisstadt Grimmen. Die vielen kulturellen Angebote, zu denen die Dorfgemeinschaft einlädt, sind eine Attraktion. Außerdem gibt es eine integrative Kita und ein Familienzentrum in Grimmen-Mitte von SOS-Kinderdorf. 

In der Dorfgemeinschaft leben jeweils acht Menschen mit Behinderung mit einem Betreuerpaar und gegebenenfalls dessen Kindern rund um die Uhr zusammen. Sie bilden vier Hausgemeinschaften mit insgesamt 32 Plätzen. Weitere 25 Erwachsene leben selbständig, teilweise in Wohngruppen.

Für die Dorfbewohner gibt es viel zu tun: Sie arbeiten in der Landwirtschaft, der Gärtnerei oder der Dorfmeisterei. Was sie herstellen, verkaufen sie in ihrem Hofladen: Produkte aus der Käserei oder der Hauswirtschaft, aus der Holzwerkstatt oder der Textilwerkstatt. Besucher können sich im Café entspannen. 

Integration ins Arbeitsleben verbessern

Merkel staunte über die Entwicklung der Dorfgemeinschaft in den vergangenen Jahren. Das Motto des Jahresempfangs "Benachteiligung abbauen – Chancen schaffen" mache aber auch deutlich, dass gerade für behinderte Menschen noch viel getan werden müsse.  

Angebote wie die SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen helfen behinderten Menschen, indem sie ihnen eine Möglichkeit zum selbstbestimmten Leben und Arbeiten bieten. Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben ist es, Chancen zu haben und  zwischen Alternativen wählen zu können. Das gilt nicht nur für die Wohnform, sondern auch für die Arbeit.

"Wir brauchen die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, so wie hier in Grimmen. Für viele ist die Arbeit in einer geschützten Werkstatt ein existenzieller Halt. Aber wir müssen für Menschen mit Behinderungen noch mehr Beschäftigungschancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt schaffen," sagte die Bundeskanzlerin.

Initiative Inklusion 

Deutschland hat sich 2009 mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention zur Inklusion verpflichtet. Damit Inklusion Wirklichkeit werden kann, hat die Bundesregierung 2011 den Nationalen Aktionsplan verabschiedet.

Die Bundesregierung hat gemeinsam mit den Ländern, der Bundesagentur für Arbeit, den Kammern, Integrationsämtern und Hauptfürsorgestellen 100 Millionen Euro bereit gestellt. Mit dieser "Initiative Inklusion" sollen mehr schwerbehinderte Menschen in reguläre Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse vermittelt werden. 

SOS-Kinderdorfverein hilft weltweit 

In ihrer Rede auf dem Jahresempfang ging die Bundeskanzlerin auch darauf ein, dass der SOS-Kinderdorfverein die Arbeit von SOS-Einrichtungen weltweit unterstützt. SOS-Kinderdorf-Einrichtungen arbeiten in Krisengebieten unter schwierigen und häufig gefährlichen Bedingungen.

Merkel sagte in Bezug auf den Bürgerkrieg in Syrien, dass es die Sorge gäbe, das SOS-Kinderdorf am Rande der Hauptstadt Damaskus könnte ins Kreuzfeuer der Konfliktparteien geraten. Sie erinnerte die Konfliktparteien im syrischen Bürgerkrieg an die Neutralität des SOS-Kinderdorfes. Diese neutrale und zivile Zone müsse unter allen Umständen geschützt werden.

Der Österreicher Hermann Gmeiner gründete 1949 in Imst in Tirol das erste SOS-Kinderdorf. In den vergangenen fünf Jahrzehnten sind weltweit zahlreiche SOS-Kinderdorf-Einrichtungen entstanden. Allein in  Deutschland werden 27.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene dauerhaft oder zeitweise betreut, beraten oder ausgebildet.