Auf Gefühle eingehen, Verständnis haben

Gedenken an Opfer des Flugzeugabsturzes Auf Gefühle eingehen, Verständnis haben

"Man kann nur hier vor Ort gemeinsam das Leben gestalten, indem jeder jeden wahrnimmt, auf seine Gefühle eingeht und Verständnis hat" - mit diesen bewegenden Worten gedachte Bundeskanzlerin Merkel am Joseph-König-Gymnasium in Haltern der Opfer des Germanwings-Absturzes im März.

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Bundeskanzlerin Merkel legt Blumen vor einer Gedenktafel nieder.

Bundeskanzlerin Merkel gedenkt im Joseph-König-Gymnasium in Haltern der Opfer des Flugzeugabsturzes.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Joseph-König-Gymnasium in Haltern am See besucht. 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen waren im März bei dem Flugzeugabsturz in den französischen Alpen ums Leben gekommen. Der Absturz des Germanwings-Flugs 4U 9525 vom 24. März 2015 in den französischen Alpen hat viel Leid über Angehörige, Freunde, Kollegen sowie Mitschülerinnen und Mitschüler gebracht.

Viele Menschen plötzlich aus dem Leben gerissen

Im Joseph-König-Gymnasium in Haltern wurden 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen mitten aus dem Leben gerissen. Sie waren auf dem Rückflug von einem Schüleraustausch mit einer spanischen Schule. Am 17. April, bei der Gedenkfeier für alle Absturzopfer im Kölner Dom hat die Bundeskanzlerin Angehörigen und Kollegen versprochen, die Schule in Haltern zu besuchen. Dieses Versprechen hat sie jetzt eingelöst.

Sie sei nach Haltern gekommen, "einfach weil ich deutlich machen möchte, dass ich an Sie denke, dass die Bundesregierung an Sie denkt, aber dass auch viele Menschen in Deutschland weiter an Sie denken", so die Bundeskanzlerin. Sie dankte Schülerinnen und Schülern, Lehrern und Eltern für die Gespräche, die sie führen konnte. An der Gedenktafel auf dem Schulhof legte Merkel Blumen nieder und sprach mit Schülerinnen und Schülern der 11. Jahrgangsstufe und mit Angehörigen der Opfer.

Die Erinnerung ist wunderbar gestaltet

"Als ich hier herein kam und dann die Bäume und das Licht gesehen habe - diese Stahlplatte, in der etwas fehlt und in der die Namen sichtbar sind, weil eben dort kein Stahl ist ‑, an denen Sie jeden Tag vorbei gehen, da ist mir noch einmal deutlich geworden, welche Trauer Sie auf der einen Seite hier an dieser Schule haben, aber auch mit wie viel Liebe, Mitgefühl und Gefühl diese Schule mit diesem schrecklichen Ereignis umgeht und versucht, damit fertig zu werden", würdigte Merkel das Gedenken an der Schule.

Sie erinnerte an die Opfer des Absturzes: "Wenn man dann die Bilder der beiden Lehrerinnen und der Schülerinnen und Schüler sieht, dann weiß man, sie waren genauso fröhlich, sie waren genauso lernbegierig, sie waren Freunde, sie waren die Liebsten der Eltern. Jeder hat sie gekannt. Ich finde, angesichts dieses unfassbaren Unglücks ist doch die Erinnerung hier wunderbar gestaltet."

Im August hatten Eltern, Geschwister, Lehrer, Freunde und Vertreter des öffentlichen Lebens eine Gedenktafel mit den Namen der Opfer eingeweiht. An beiden Schulen, dem Joseph-König-Gymnasium und der spanischen Partnerschule, wurden zur Erinnerung an die Opfer des Flugzeugabsturzes je 18 japanische Zierkirschen gepflanzt.

Mit Trauer nur gemeinsam fertig werden

Die Frage nach dem "Warum?" könne wohl niemand beantworten, so Merkel. "Trotzdem plagt sich jeder mit so einer Frage herum. Eigentlich kann man mit so einer Frage nur zusammen fertig werden. Vielleicht ist Haltern auch ein Beispiel geworden, wie man in so einer fürchterlich traurigen Situation trotzdem Gemeinschaft zeigen kann."

Und weiter: "Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit diesem schrecklichen Erlebnis einfach auch weiter diese Gemeinschaft leben können. Das Leben ist so unberechenbar. Deswegen wird man vielleicht auch ein wenig dankbar für jeden Tag, an dem es einem gut geht, an dem man gesund ist", sagte Merkel. Sie habe der Besuch an der Schule beeindruckt, weil er "ein Stück Leben in unserem Land ist, das sozusagen nicht auf der nur fröhlichen Seite ist" zeige und trotzdem so wichtig sei.

Gedenken gilt allen Opfern

Merkels Besuch ist ein Zeichen ihrer Verbundenheit mit allen Angehörigen - in Deutschland, Spanien und in den 15 anderen Ländern, aus denen die Opfer stammen.

Die Bundeskanzlerin hatte unmittelbar nach dem Flugzeugabsturz die Unglücksstelle gemeinsam mit dem französischen Präsidenten François Hollande und dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy besucht.

Beim Flugzeugabsturz am 24. März 2015 kamen alle 150 Menschen an Bord ums Leben. Unter den Toten befanden sich 72 deutsche und 47 spanische Staatsangehörige. Weitere Opfer kamen aus Argentinien, Australien, Belgien, Elfenbeinküste, Kolumbien, Dänemark, Großbritannien, Iran, Japan, Kasachstan, Mexiko, Marokko, Niederlande, USA, Venezuela.