"Zusammenhalt ist unsere große Stärke"

Merkel zu Gast im Bistum Würzburg "Zusammenhalt ist unsere große Stärke"

Kanzlerin Merkel hat beim Bistum Würzburg für ihre Flüchtlingspolitik geworben. Der Rechtsstaat stehe vor der schwierigen Aufgabe, all jenen, die Hilfe brauchten, diese zukommen zu lassen. Dazu gehöre auch, denen, "die kein Aufenthaltsrecht haben, zu sagen, dass sie unser Land wieder verlassen müssen".

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Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht beim Diözesanempfang in Würzburg.

Merkel: "Ich setze auf Verbundenheit in einer offenen Gesellschaft, und jeder Einzelne kann einen Beitrag dazu leisten."

Foto: Bundesregierung/Lohnes

In ihrem Vortrag unter dem Leitwort "Verbundenheit in offener Gesellschaft: Pluralität und Identität - Herausforderung und Chancen" betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Zusammenhalt, der "in unserem Land eine große Stärke ist". Wenngleich dieser Zusammenhalt vor allem durch die Flüchtlingskrise auf eine harte Probe gestellt worden sei.

Bundeskanzlerin Merkel sprach am Montagabend beim Diözesanempfang des Bistums Würzburg. Gastgeber war der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. Zahlreiche weitere Bischöfe nahmen an dem Empfang teil, darunter der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Dank an Ehrenamt und Kirche

Merkel dankte den mehr als 20 Millionen Menschen, die sich in Deutschland ehrenamtlich engagieren. Dieses riesige Netzwerk garantiere, dass das Zusammenleben funktionieren könne – auch dort, wo der Staat an seine Grenzen stoße. "Danke an dieses Netzwerk und danke an die Kirchen, die hier besonders aktiv sind." Den Einsatz der christlichen Kirchen sowie das Engagement der vielen Ehren- und Hauptamtlichen in der Flüchtlingshilfe würdigte die Bundeskanzlerin dabei ganz besonders: "Ich will gerade hier in Bayern nochmals herzlich danken für das, was Sie geleistet haben."

Mit Blick auf 500 Jahre Reformation seien die katholische und die evangelische Kirche gerade in diesen Tagen auch ein Beispiel dafür, wie man trotz aller Unterschiede in ökumenischer Verbundenheit zusammen Vieles schaffen könne.

"Flüchtlinge nicht überfordern"

Nach der großen Herausforderung der Unterbringung stehe jetzt die Integration der Geflüchteten an, erklärte die Kanzlerin. Die Bereitschaft zur Integration könne nicht verordnet werden, sie müsse "von beiden Seiten kommen".

Zugleich dürfe man die Geflüchteten mit dem Tempo nicht überfordern. "Es war schon nach der deutschen Einheit nicht so einfach zu verstehen, wie das hier funktioniert", sagte Merkel.

Nationalismus und Populismus sind keine Lösung

Die Kanzlerin hob auch hervor, dass sich die Probleme der Gegenwart nicht mit Nationalismus und Populismus lösen ließen. Die Menschen lebten heute in "einer Phase des Zweifels". So mancher erträume sich die "Rückkehr in überschaubare Lebensräume". Noch zur Zeit der Wende hätten viele Menschen gedacht, es sei "nur eine Frage der Zeit" bis sich das Modell der freien Gesellschaften weltweit durchgesetzt habe.

Zugleich warnte die Bundeskanzlerin vor Geschichtsvergessenheit in einer Zeit, in der die Zahl der lebenden Zeitzeugen für die schrecklichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts stetig sinke. Merkel erklärte, dass man sich dem Wandel nicht verweigern solle – er sei aber kein Selbstzweck.

Religionsunterricht "außerordentlich wichtig"

In ihrer Rede betonte die Kanzlerin auch den Wert des Grundgesetzes an sich, insbesondere die Unantastbarkeit der Würde eines jeden einzelnen Menschen. Dieser Wert sei in "unserer Geschichte, in unseren Überzeugungen, unserem Glauben begründet" und trage uns nicht nur in die Zukunft, sondern führe uns auch ein Stück aus der Ist- und Ich-Bezogenheit heraus.

Mit Blick auf "unsere freiheitliche Grundordnung", die immer auch mit Verantwortung für andere einhergehe, resümierte Merkel abschließend: "Deshalb halte ich gerade Religionsunterricht für außerordentlich wichtig."