"Keine Mauern aufbauen, sondern einreißen"

Kanzlerin trifft Papst Franziskus "Keine Mauern aufbauen, sondern einreißen"

Papst Franziskus hat Bundeskanzlerin Merkel am Samstag im Apostolischen Palast des Vatikans empfangen. Bei der Privataudienz ging es unter anderem um die Themen des bevorstehenden G20-Gipfels in Hamburg. Der Pontifex würdigte zudem den am Freitag verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Kohl.

Bundeskanzlerin Merkel mit Papst Franziskus im Apostolischen Palast des Vatikans.

Der Papst habe sie ermutigt, weiter für internationale Abkommen zu kämpfen, so Merkel.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Es war bereits die fünfte Begegnung der Kanzlerin mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Zu Beginn habe der Papst seine Anteilnahme angesichts des Todes von Helmut Kohl bekundet und ihn als großen Staatsmann gewürdigt, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Pressestatement nach der Privataudienz im Vatikan.

Nach ihrer Ankunft in Rom hatte die Kanzlerin die Nachricht vom Tod ihres Amtsvorgängers Helmut Kohl erreicht, der am Freitag im Alter von 87 Jahren gestorben war. Merkel würdigte die Verdienste des Kanzlers der Einheit vor Ort in einem Pressestatement .

G20-Agenda im Fokus des Gesprächs

Merkel führte aus, sie habe mit Papst Franziskus über die Agenda der deutschen G20-Präsidentschaft gesprochen. "Die Agenda geht davon aus, dass wir eine Welt sind, in der wir multilateral zusammenarbeiten wollen, in der wir keine Mauern aufbauen, sondern Mauern einreißen wollen und in der alle an Wohlstand, an Reichtum, an Ehre und Würde des Menschen gewinnen sollen." Auf dieser Basis, so die Kanzlerin weiter, werde man beim G20-Gipfel über die Weltwirtschaft, aber auch über die Herausforderungen des Terrorismus diskutieren. Als Schwerpunkt sei Afrika, der Nachbarkontinent Europas, geplant.

Weg der Gemeinsamkeit weitergehen

"Das ist vom Papst sehr begrüßt worden. Er hat mich ermutigt, auf diesem Weg weiterzugehen, genauso wie für internationale Abkommen zu kämpfen, zum Beispiel das Pariser Abkommen. Wir wissen ja, dass die Vereinigten Staaten von Amerika bedauerlicherweise aus diesem Abkommen austreten", sagte Merkel.

Die Kanzlerin sprach von einem "sehr ermutigenden Gespräch, den Weg der Gemeinsamkeit trotz aller Herausforderungen weiterzugehen und zu versuchen, Schritt für Schritt Erfolge für die gesamte Weltgemeinschaft zu erzielen."

Merkel besucht Menorà-Ausstellung

Kanzlerin Merkel in der Ausstellung "Die Menorà – Kult, Geschichte und Mythos" in den Vatikanischen Museen.

Die Kanzlerin in der Menorà-Ausstellung in den Vatikanischen Museen.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Im Anschluss besuchte Merkel die Ausstellung "Die Menorà – Kult, Geschichte und Mythos" in den Vatikanischen Museen. Es ist das erste Gemeinschaftsprojekt der katholischen Kirche und des jüdischen Weltkongresses – für beide Institutionen eine Initiative von hohem kulturellen und symbolischen Wert. Der Rundgang, an 150 Kunstwerken vorbei, erzählt die Geschichte der Menorà – des siebenarmigen Leuchters, der zum Symbol für das jüdische Volk geworden ist.

Bundeskanzlerin Angela Merkel war bereits am Freitag in Rom eingetroffen. Annette Schavan begrüßte sie nach ihrer Ankunft. Schavan ist die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl.

Fünfter Besuch bei Papst Franziskus

Die Bundeskanzlerin wurde bereits 2013 und 2015 zu Privataudienzen bei Papst Franziskus eingeladen. Im März 2013 hatte sie außerdem an der Messe anlässlich der Amtseinführung Seiner Heiligkeit teilgenommen und war Papst Franziskus anschließend kurz begegnet. Im vergangenen Jahr traf die Bundeskanzlerin den Papst anlässlich der Verleihung des Karlspreises in Rom zu einem Vier-Augen-Gespräch.

Privataudienzen finden als Einzel- oder Gruppenaudienzen meistens in der Privatbibliothek des Kirchenoberhauptes der katholischen Kirche statt. Hierbei empfängt der Papst Bischöfe, die ihm über den Stand ihrer Diözesen berichten. Außerdem wird er von Politikern, Wissenschaftlern, Diplomaten und anderen Vertretern des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens besucht. Im Jahr gewährt der Papst zwischen 450 und 500 derartige Privataudienzen.