"Fantastischer Konzertsaal" eingeweiht

Elbphilharmonie Hamburg "Fantastischer Konzertsaal" eingeweiht

Am Mittwochabend hat das Elbphilharmonie-Orchester den neuen Konzertsaal eröffnet. Klanglich wie architektonisch zählt das neue kulturell-musikalische Wahrzeichen Hamburgs zur Weltspitze. "Ein beeindruckender Abend", so Kanzlerin Merkel. Zu Festakt und Konzert waren mehr als 2.000 Gäste geladen.

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Eröffnungskonzert in der Elbphilharmonie.

Der Große Saal als Herzstück der Elbphilharmonie fasst 2100 Personen.

Foto: Bundesregierung/Denzel

Majestätisch wie ein Schiffsbug ragt das neue Konzerthaus in den Hamburger Hafen. Fast zehn Jahre nach der Grundsteinlegung weihten das NDR Elbphilharmonie Orchester sowie die Chöre des NDR und BR den großen Konzertsaal ein.

Beim Premierenprogramm unter dem Wagner-Motto "Zum Raum wird hier die Zeit" kamen unter Leitung von Thomas Hengelbrock unter anderem Werke von Beethoven, Messiaen, Praetorius, Rihm und Wagner zur Aufführung.

Eine Aufzeichnung des Eröffnungskonzerts ist am Sonntag, 15. Januar ab 17.40 Uhr auf Arte und am Samstag, 21. Januar ab 20.15 Uhr auf 3sat zu sehen.

Merkel fasziniert vom "fantastischen Konzertsaal"

Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte die Teilnahme an der Eröffnung "eine große Freude und Ehre". Es sei sehr schön, die Möglichkeiten dieses fantastischen Konzertsaals zu erleben. "Das ist ein Kleinod, was wir hier erleben und ein beeindruckender Abend", so Merkel.

Das imposante Erlebnis in der Elbphilharmonie bestehe in der "Summe von Klang, aber auch Bau und natürlich der Stadt, auf die man blickt". Das anspruchsvolle, vielfältige Programm habe ihr gut gefallen, so die Kanzlerin. Gerade die modernen Stücke vermittelten ein Stück "Großstadt-Feeling".

"Elphi" als "Schmuckstück der Kulturnation Deutschland"

Nach dem Grußwort von Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz charakterisierte Bundespräsident Joachim Gauck die Elbphilharmonie als "ein Haus für alle" und "Schmuckstück der Kulturnation Deutschland". Dieses "Amphitheater der Tonkunst" gehe auf eine private Initiative zurück und stehe so für bürgerschaftliches Engagement. Zugleich sei es "ein Bau, der unserer offenen Gesellschaft entspricht", so das Staatsoberhaupt.

Elbphilharmonie, Außenaufnahme

Architektonisches Juwel mit brillanter Akustik: die Elbphilharmonie im Hamburger Hafen.

Foto: Elbphilharmonie/Foto: Iwan Baan

Die Architektur der Elbphilharmonie führe Unterschiedliches zusammen, ohne es gleichmachen zu wollen. "Dafür steht die Plaza als Ort der Begegnung, der für alle zugänglich ist", sagte Gauck. Die Festrede hielt im Anschluss mit Jacques Herzog einer der Architekten der "Elphi" – wie die Hamburger ihr neues Wahrzeichen bereits liebevoll nennen. Auch Generalintendant Christoph Lieben-Seutter begrüßte die rund 2.100 Gäste.

Neben Bundespräsident Gauck, Kanzlerin Merkel und Kulturstaatsministerin Grütters nahmen auch Bundestagspräsident Lammert und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Voßkuhle an den Eröffnungsfeiern teil. 900 Plätze waren im Vorfeld verlost worden.

Alle Gäste konnten dann ab 20.15 Uhr die Musik des Eröffnungskonzerts in der neuen fulminanten Spielstätte genießen. Beethoven, Praetorius, Wagner: in unterschiedlichen Besetzungen loteten Orchester und herausragende Solisten die Möglichkeiten und die Akustik des Saals aus. Unterstützt wurde das Orchester von den Chören des NDR und BR.

Das Konzertprogramm spannte einen Bogen von der Renaissance bis zur Gegenwart. Höhepunkt des Konzerts war die Uraufführung von Wolfgang Riehms "Reminiszenz - Triptychon und Spruch im memoriam Hans Henny Jahnn". Der NDR hatte das Werk für Tenor und großes Orchester aus Anlass der Elbphilharmonie-Eröffnung beim wohl wichtigsten zeitgenössischen deutschen Komponisten in Auftrag gegeben.

Atemberaubende Akustik von allen Rängen

Schon im Vorfeld hatten sich Musikerinnen und Musiker von der Akustik des Großen Saals begeistert gezeigt. So schwärmte etwa Hamburgs Musikdirektor Kent Nagano nach der ersten Probe mit dem NDR-Orchester, seinem Eindruck nach werde der Saal der beste der Welt sein.

Wie der US-amerikanische Dirigent Nagano hat auch die bereits im Vorfeld der Eröffnung vielgerühmte Akustik der Elbphilharmonie "japanische Wurzeln": Yasuhisa Toyota, weltweit gefragter Akustiker, richtete den Raumklang ein.

Technische Innovation in höchster Präzision

Die Wände sind mit einer neuen, spektakulären Reflexionsfläche beschichtet. Die "weiße Haut" besteht aus millimetergenau gefrästen Gipsfaserplatten, deren Vertiefungen unzählige Zellen ausformen.

Die unregelmäßig gewellte Oberflächenstruktur der Wände streut dabei den Klang gezielt im Raum und leitet direkten wie indirekten Schall zum Konzertbesucher. Die Plätze sind nach dem "Weinberg-Prinzip" angeordnet. Der terrassenartige Anstieg der Ränge ermöglicht von allen Plätzen eine gute Sicht auf die Bühne.

Musikhaus architektonisch von Weltrang

Die Elbphilharmonie auf dem ehemaligen Kaispeicher im Hafen ist aber auch ein architektonisches Juwel. Entworfen und geplant hat das imposante, 110 Meter hohe Bauwerk das Schweizer Architektenduo Herzog und de Meuron. Beide zeichnen auch für das geplante Museum der Moderne in Berlin verantwortlich.

Am 31. Oktober 2016 hatte der Baukonzern die Elbphilharmonie der Stadt Hamburg übergeben. Fenster wurden so erleuchtet, dass auf der Fassade "FERTIG" zu lesen war. Wenige Tage später waren dann das zum Elbphilharmonie-Komplex gehörende Hotel, die Gastronomie und die "Plaza", eine Aussichtsplattform für Besucher, eröffnet worden.

Festival im Anschluss an Premieren-Konzert

Am 12. Januar, weiht das Residenzensemble mit dem Programm "unknown space" den Kleinen Saal der Philharmonie ein. Beide Eröffnungskonzerte münden in ein dreiwöchiges Festival. Dabei treten Musiker und Ensembles von Rang und Namen in der Elbphilharmonie auf, etwa das Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von Ricardo Muti oder die Wiener Philharmoniker.

Die dritte Januar-Woche beginnt mit Klavierklängen. Brad Mehldau gibt das erste Jazz-Konzert in der Elbphilharmonie. Am 18. Januar spielt die Pianistin Mitsuko Uchida im Großen Saal, am 24. Januar der chinesisch-amerikanische Cellist Yo-Yo Ma.