"Ein europäisches Musterbeispiel"

Merkel lobt Saarland "Ein europäisches Musterbeispiel"

Für die Kanzlerin hat sich das Saarland in "zu einem europäischen Musterbeispiel" entwickelt. Hier zeige sich, welche Chancen ein geeinter Kontinent biete, sagte Merkel zum 60. Jahrestag der Volksabstimmung.

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Kanzlerin Merkel spricht auf dem Festakt in Saarbrücken zum 60. Jahrestag des Referendums.

Das Saarland als positives Beispiel- die Kanzlerin auf dem Festakt in Saarbrücken.

Foto: Fotograf: Marvin Ibo Güngör

23. Oktober 1955: Geschichte wird geschrieben. Zehn Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges entscheiden die Saarländer in einem Referendum darüber, welchen Weg ihr Land einschlägt. Als Teil Deutschlands oder doch eine andere Lösung. Ein Jahr zuvor hatten Frankreich und Deutschland das Saarstatut vereinbart. Es entstand im Zusammenhang mit den Pariser Verträgen und sah einen europäischen Status für das Saarland vor. Doch die Mehrheit der Saarländer lehnte das Saarstatut ab und stimmte für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Frankreich akzeptierte das Ergebnis; am 1. Januar 1957 wurde der Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland beschlossen.

Die kleine und große Wiedervereinigung

60 Jahre nach dem Referendum würdigt Kanzlerin Merkel die Entwicklung des Saarlandes. Es habe sich mittlerweile zu einem "europäischen Musterbeispiel" entwickelt, sagte Merkel am Freitag auf einem Festakt in Saarbrücken. In ihrer Rede spann die Kanzlerin einen Bogen von der Volksabstimmung über die Wiedervereinigung bis hin zum Zusammenwachsen Europas und den aktuellen Herausforderungen. "Die kleine (im Saarland) und die große Wiedervereinigung waren nur möglich, weil unsere europäischen und internationalen Partner der Bundesrepublik Deutschland ihr Vertrauen schenkten", betonte Merkel. "Dafür sind und bleiben wir von Herzen dankbar."

Europäische Perspektive

Sowohl beim Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik als auch bei der Wiedervereinigung habe die europäische Perspektive eine wesentliche Rolle gespielt. "In der Tat ist das Zusammenwachsen Europas das Beste, das uns nach Jahrzehnten der Kriege, des Blutvergießens, der Feindschaften und der Rivalitäten passieren konnte", sagte die Kanzlerin. Die kleine und große Wiedervereinigung machten Mut, auch heute schwierigste Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können.

"Historische Bewährungsprobe"

Merkel ging vor allem auf den Zustrom der Flüchtlinge ein. Was Europa gegenwärtig erlebe, Ertrinkende in der Ägäis, Kilometer lange Schlangen von Menschen auf einer Odyssee durch Europa, sei eine Katastrophe. Deshalb stehe Europa vor einer "wahrhaft historischen Bewährungsprobe". Sie werde darüber entscheiden, "ob beziehungsweise wie überzeugend wir auch in Zukunft unsere Werte und Interessen global behaupten können", so Merkel. In der Flüchtlingsfrage müsse eine "faire und solidarische Lastenteilung" in Europa das Ziel sein. Die Kanzlerin betonte: "Ich werde nicht locker lassen, bis Europa sich seiner Verantwortung tatsächlich stellt."

Nach Überzeugung Merkels ist das Saarland "ein gutes Beispiel dafür, wie sehr sich Anstrengungen lohnen können." So habe das Land einen umfassenden und langjährigen Strukturwandel gemeistert. An die Menschen im Saarland gerichtet sagte sie: "Sie können zu Recht stolz auf Ihr Bundesland sein".

In Saarbrücken eröffnete die Kanzlerin gemeinsam mit der Ministerpräsident Annegret Kramp-Karrenbauer ein Bürgerfest auf dem Schillerfest. Der Festakt selbst fand im Staatstheater statt.